Der beste Windeleimer – eine Kaufberatung
Bis ein Kind trocken ist, verbraucht es im Schnitt 5.000 bis 6.000 Windeln – und die müssen entsorgt werden. Und zwar möglichst schnell, denn volle Windeln haben die unangenehme Eigenschaft, einen ziemlich unerträglichen Geruch abzusondern. Manche Windeleimer erinnern an Hightech-Geräte – aber sind sie wirklich notwendig? Mamaclever hat Windeleimer getestet und warnt euch vor teuren Fehlkäufen.
Was sich die meisten Eltern spätestens nach der Geburt anschaffen, ist ein Windeleimer. Wenn man volle Windeln einfach in einen normalen Mülleimer wirft, dann stinkt bald die ganze Wohnung. Die meisten Mülleimer sind nämlich nicht geruchsdicht. Und wegen jeder einzelnen vollen Windel zur Mülltonne außerhalb der Wohnung oder außerhalb des Hauses zu laufen, ist in den meisten Fällen ziemlich unpraktisch. Natürlich kann man jede Windel in eine kleine Plastiktüte stecken und diese dann verknoten. So bleiben Gerüche – vorausgesetzt die Tüte hat kein Loch – eingeschlossen. Die Tüte mit der vollen Windel kommt dann in einen ganz normalen Mülleimer in der Wohnung. Dafür kann man beispielsweise die dünnen Plastiktüten nutzen, in denen im Supermarkt Obst und Gemüse verpackt werden. Man kann aber auch Frühstückstüten verwenden und im Handel werden auch spezielle Windelbeutel* angeboten.
Ein extra Windeleimer ist allerdings am praktischsten. Was für einer es sein soll, das hängt auch von seinem Standort ab. Wenn man ihn auf dem Balkon stehen hat, dann muss er natürlich nicht so geruchsarm sein wie wenn er im Schlafzimmer steht. Außerdem ist mitentscheidend, wie lange der Weg zur Mülltonne ist und wie oft der Eimer geleert wird. Hier gilt: Je länger die Windeln im Eimer liegen, desto größer der Gestank.
High-Tech gegen Geruch
Findige Geschäftsleute haben aus dem Windeleimer Ende der 1990er-Jahre ein Wunderwerk der Technik gemacht: Im Windeltwister*, der heute unter dem Namen Sangenic Tec verkauft wird, wird jede Windel luftdicht verschlossen. Statt eines einfachen Müllbeutels wird eine mit Silberbioziden behandelte Folie verwendet, die alle Keime abtötet. Das klingt erstmal gut, aber wer sich für diesen Windeleimer entscheidet, könnte es bald bereuen.
Das Geschäftsmodell des Herstellers entspricht dem der Druckerhersteller, die ihre Geräte billig verkaufen und ihre Kunden dann bei der Druckertinte abkassieren. Der Windeleimer selbst kostet nur rund 10 Euro. Die Müllbeutelfolie aber gibt es in Form von Kassetten, die immer nur in ein Modell passen, damit der Kunde gezwungen ist, über die gesamte Wickelzeit des Kindes dem Hersteller viel Geld für das Verbrauchsmaterial in den Rachen zu werfen. Wie bei der Druckertinte gibt es auch im Bereich Folienkassetten für Windeleimer inzwischen Anbieter, die No-Name-Nachfüllfolie billiger anbieten als das Original. Und im Internet finden sich Tutorials mit Tipps und Tricks, wie man die Hightech-Geräte mit normalen Mülltüten bestücken kann.
In Internetforen berichten Eltern, dass sie ihr Hightech-Teil aus Kostengründen nur für Windeln mit Stuhl verwenden, die anderen werden in einem ganz normalen Windeleimer entsorgt. Aber wer will sich ernsthaft zwei Windeleimer in die Wohnung stellen?
Zudem sind normale Mülltüten zur Entsorgung von Windeln völlig ausreichend. Tüten bzw. Folien, die mit Silberbioziden behandelt wurden und 99 Prozent aller Keime töten sollen, sind unnötig. Das Bundesinstitut für Risikobewertung hat mehrfach betont, dass Silberverbindungen, die in antimikrobiell ausgerüsteten Verbraucherprodukten verwendet werden, keinen Vorteil für den Verbraucher bieten. Silberbiozide sind zudem umweltschädlich. Die ansteigende Menge an winzigen Silberpartikeln in der Umwelt führt zu Problemen. Die Verwendung biozidbehandelter Erzeugnisse ist in Privathaushalten nur in sehr begrenzten Fällen sinnvoll und nützlich, darauf weist auch das“>Pestizid Aktions-Netzwerk e.V.hin.
Die Nachteile der vermeintlichen Innovation sprachen sich mit der Zeit herum. Das rief die Konkurrenz auf den Plan rief. Sie bieten nun auch Windeleimer mit ausgeklügelten Verschlüssen an, die ebenfalls geruchsfrei sein sollen, aber umweltfreundlicher, weil sie nicht so viel Folie verbrauchen oder billiger, weil sie mit handelsüblichen Mülltüten bestückt werden können. Und so gibt es inzwischen Windeleimer mit verschiedenen Systemen und Eltern stehen häufig ratlos vor der Frage, welcher Windeleimer denn nun der beste ist.
Was einen guten Windeleimer ausmacht
Ein guter Windeleimer lässt Gerüche nicht nach außen dringen. Dabei muss man unterscheiden, ob der Eimer Gerüche herauslässt, wenn er einfach dasteht, oder ob das nur der Fall ist, wenn eine Windel entsorgt und er dazu geöffnet wird. Eine Geruchsquelle ist natürlich auch das Auswechseln der Mülltüten. Geschlossen sind eigentlich alle Windeleimer geruchsdicht. Wenn man eine Windel hineinwirft, schaffen das nur wenige Modelle. Und beim Auswechseln der Mülltüten ist bei allen Windeleimern etwas zu riechen -allerdings in unterschiedlicher Intensität.
Vorteilhaft ist auch, wenn der Windeleimer mit einer Hand bedienbar ist. Denn wenn man das Baby auf der Wickelkommode liegen hat, dann sollte man immer eine Hand am Kind haben, damit es nicht herunterfällt. Wenn der Windeleimer darüber hinaus noch etwas höher ist, dann freut sich der Elternrücken.
Windeleimer-Test
Ich habe für das Portal allesbeste.de sieben Windeleimer über mehrere Wochen hinweg getestet. Teilweise standen die vollen Windeleimer während eines zweiwöchigen Urlaubs zu Hause und ich hatte schon ein bisschen Bedenken, wie die Wohnung bei unserer Rückkehr riechen wird. Ich hatte zuvor einen ganz schlichten Windeleimer von Rotho und der hat uns eigentlich immer genügt.
Nach dem Test kann ich euch allerdings zwei andere Windeleimer empfehlen, vor allem dann, wenn ihr Wert auf möglichst wenig üble Gerüche legt: Den Windeleimer von Chicco* oder den Diaper Champ*. Beide sind weitestgehend geruchsdicht und können mit handelsüblichen Müllbeuteln benutzt werden. Bedienbar sind sie mit einer Hand und auch die Reinigung ist kein großes Problem.
Empfehlung: Der Chicco Windeleimer oder der Diaper Champ
Der Chicco Windeleimer hat oben eine runde grüne becherartige Aussparung, in die die zu entsorgende Windel hingegeben wird. Sie fungiert gewissermaßen als Luftschleuse: Bewegt man dann den Griff von hinten nach vorne, wird der Inhalt ins Innere des Eimers befördert. Wird der Griff dann wieder in die Ausgangsposition nach hinten geklappt, bewegt sich die Aussparung wieder nach oben und der Eimer ist bereit für die nächste Windel.
Wenn man den Griff nach jeder entsorgten Windel wieder in die Ausgangsposition zurück stellt, dann riecht man bei der Entsorgung von Windeln so gut wie nichts. Versäumt man das, dann kann sich müffelnde Luft in der nach unten zeigenden Aussparung sammeln und entweichen, wenn man den Griff wieder umlegt. Der Gestank ist aber verglichen mit herkömmlichen Windeleimern deutlich geringer. Versäumt man das, dann kann sich müffelnde Luft in der nach unten zeigenden Aussparung sammeln. Wenn man den Griff wieder umlegt, entweicht sie. Der Geruch ist aber verglichen mit herkömmlichen Windeleimern deutlich geringer. Und wenn man beim Müllbeutelwechsel die Anleitung befolgt und den Müllbeutel mit einer Hand zusammendrückt, während man die Halterung mit der anderen anhebt, dann vermeidet man auch hier weitestgehend das Ausströmen übler Gerüche.
Rund 30 volle Windel passen in den Chicco-Windeleimer, das heißt bei einem Durchschnittsverbrauch von fünf Windeln am Tag muss man ihn einmal die Woche leeren. Ein größeres Fassungsvermögen macht wenig Sinn, denn dann werden die Mülltüten sehr schwer – eine volle Windel kann ganz schön viel wiegen – und drohen zu reißen.
Den Chicco Windeleimer * gibt es nur in einer Größe und Farbe: Weiß mit grünblauen Akzenten. Er kostet rund 55 Euro.
Schicker als der Chicco Windeleimer sieht der Diaper Champ * aus, der von der Bauform recht ähnlich ist. Auch hier wirft man die schmutzige Windel in eine Öffnung und betätigt dann einen Griff. So treten keine Gerüche aus. Den Diaper Champ gibt es in drei verschiedenen Größen für 30, 50 oder 75 Windeln. Zudem ist er in verschiedenen Farben erhältlich – weiß mit silber, weiß mit pink oder weiß mit blau. Er ist allerdings rund 5 Euro teurer als der Chicco und man kann darin anders als im Chicco Windeleimer keine Pflegetücher, Wattestäbchen oder anderen Kleinmüll entsorgen: In dem kugelförmigen Verschluss, der hin- und her rutscht und so für Geruchsdichte sorgt, verklemmt sich leider alles, was kleiner als eine Windel ist.
Wenn ihr allerdings einen günstigen Windeleimer ohne viel Schnickschnack sucht und nicht gleich tot umfallt, wenn euch beim Öffnen Windelgeruch entgegenschlägt, dann tut es der Bella Bambina von Rotho * auch. Er nimmt wenig Platz weg und ist in zahlreichen Farben erhältlich. Er ist sogar “Made in Germany”.
Teurer Spaß für Geruchsempfindliche
Wer extrem geruchsempfindlich ist, für den – und nur für den – ist vielleicht der Angelcare Windeleimer Comfort * die richtige Wahl. Er hat von allen von mir getesteten Windeleimern am wenigsten Geruch durchgelassen – auch dann, wenn man die Mülltüte zum Leeren entnimmt. Allerdings fand ich es sehr gewöhnungsbedürftig, dass man die volle Windel durch einen gefederten Schlitz drücken muss. Bei randvollen Windeln kann das auch ziemlich unhygienisch werden. Es geht eigentlich nur dann vernünftig, wenn man die Windel gut “packt”. Andere Dinge außer Windelpakete kann man im Angelcare nur schlecht entsorgen.
Der Anschaffungspreis ist mit rund 10 Euro relativ günstig, allerdings braucht man für den Windeleimer spezielle Nachfüllkassetten* mit “mehrschichtiger AIR-SEAL Folie mit Geruchsbarriere”. Die halten zwischen zwei Wochen und einem Monat und kosten ab 7 Euro. Wenn man davon ausgeht, dass ein Kind im Schnitt nach 30 Monaten trocken ist, dann fallen für die Mülltütenfolie Folgekosten von bis zu 360 Euro an – ein sehr teurer Spaß.
Neben Angelcare bieten allerdings auch andere Hersteller passende Nachfüllkassetten* an, die zum Teil etwas günstiger sind. Noch mehr Geld kann man sparen, indem man die leeren Kassetten selbst mit Folie befüllt. Auch hierfür gibt es Anbieter*, das ganze ist aber eine ziemlich fummelige Angelegenheit. Und dann gibt es im Netz noch Anleitungen, wie man den Eimer mit normalen Müllbeuteln benutzen kann. Optisch sieht das von außen zwar nicht so schön aus, es soll aber ganz gut funktionieren und ist sicher die beste und günstigste Lösung für alle, die wirklich geruchsempfindlich sind, aber nicht viel Geld ausgeben wollen.
Vom Sangenic Tec würde ich dringend abraten. Er verbraucht sehr viel Folie, was nicht gerade umweltfreundlich ist und auch mit den Nachfüllkassetten fällt viel Plastikmüll an. Das ist beim Angelcare zwar auch der Fall, aber bei der Kassette für den Sangenic ist nochmal erheblich mehr Kunststoff verbaut. Und dann ist die Folie auch noch mit Silberbioziden behandelt, die die Umwelt belasten und keinen zusätzlichen Nutzen bringen. Die Anschaffungskosten sind identisch mit dem Angelcare. Original-Nachfüllkassetten kosten ab 3,70 Euro (im 18er-Pack). Laut Berichten halten sie zwischen 10 Tagen und vier Wochen. Die Folgekosten sind also auch hier immens.
Fotos: Mamaclever, Amazon
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Danke für die tolle Übersicht! Ich habe den Angelcare Eimer und war damit grundsätzlich ganz zufrieden (auch wenn die Kritik, dass man die Windel gut packen muss, absolut zutreffend ist). Ich überlege jetzt aber mir für das zweite Kind doch noch stattdessen den Chicco Eimer zuzulegen, weil es viel praktischer und günstiger ist, dass man diesen mit normalen Müllbeuteln verwenden kann. Bei Angelcare ist es zwar mit den Nachfüllkassetten anderer Anbieter i etwas günstiger, und bei uns haben die Kassetten auch eher 3-4 Wochen gehalten, aber man gibt auch dann etwa 70 Euro im Jahr dafür aus. Da lohnt sich der Chicco wahrscheinlich schon nach einem Jahr…
Wow tolle Übersicht. Damals gab es bei mir noch nicht diese Auswahl. Wir haben nur Plastiksäckli verwendet. Einfach und simpel:-) Gtuss Nadja