Warum wir kleinen Mädchen nicht sagen sollten, dass sie hübsch sind

Warum man kleinen Mädchen nicht für ihr Aussehen oder Outfit loben sollteKleinen Mädchen wird ständig gesagt, wie hübsch, süß oder niedlich sie sind. Auch werden sie ständig auf ihre Kleidung, ihre Frisur oder ihr Styling angesprochen. Warum das verheerende Folgen haben kann und was man stattdessen zu kleinen Mädchen sagen sollte. 

Hand aufs Herz: Wie oft sagst du einem kleinen Mädchen, dass es hübsch ist? Dass es ein schönes Kleid trägt? Dass es eine schicke Frisur hat? Dass seine Glitzerschuhe toll sind? Mir selbst passiert das viel zu oft. Und meine dreijährige Tochter wird häufig auf ihre süßen Locken, auf ihr niedliches Kleid oder ihre schicke Mütze angesprochen. Meinen Sohn (der als Kleinkind so niedlich war, dass er ein paar Mal als Babymodel zu Werbezwecken fotografiert wurde) passierte und passiert das nur selten – da bin ich die einzige, die mal seinen Pulli lobt oder ihm sagt, dass er schöne Haare oder Augen hat. Natürlich sind kleine Mädchen hübsch und ihnen das ab und an zu sagen, stärkt sicher das Selbstwertgefühl. Doch was passiert, wenn so ziemlich jede Person, die sie treffen, ihnen sagt, wie schön sie sind?

Welche Folgen hat es, das Aussehen von Mädchen zu loben?

Dann lernen kleine Mädchen, dass ihr Aussehen oder ihr Outfit das Wichtigste an ihnen ist. Das, was Aufmerksamkeit erregt. Sie lernen, dass es nicht zählt, wie klug sie sind, wie freundlich oder wie gut sie etwas können. Sie bekommen vermittelt, ein Mädchen muss in erster Linie hübsch und niedlich aussehen.

Jungs erleben von klein auf, dass die Gesellschaft sich dafür interessiert, was sie können. Sie werden dafür gelobt, dass sie kräftig sind, schnell oder gut Fußball spielen können. Mädchen bekommen dagegen signalisiert, was ich kann, interessiert kaum jemanden. Was die Gesellschaft von mir wahrnimmt, ist mein Körper und meine Kleidung.

Unzufriedenheit mit dem Körper und Esstörungen

Die Folge? Bereits fünf- bis achtjährige Mädchen sind mit ihrem Körper unzufrieden und wissen, was eine Diät ist. Zudem ergab eine Umfrage unter 102 Mädchen im Alter zwischen drei und fünf Jahren, dass Dreijährige Dünnsein mit etwas Positivem assoziieren.  Und 35 Prozent der 16-jährigen Mädchen zeigt laut KiGGs-Studie Hinweise auf eine Essstörung.

Magersucht und Bulimie ist das eine, aber es gibt auch Studien, die belegen, dass der omnipräsente Schönheits- und Perfektionswahn dazu führt, dass Frauen weniger selbstbewusst sind als Männer. Das führt dazu, dass sie sich weniger zutrauen und sich seltener für Führungspositionen bewerben.

Und wenn Mädchen lernen, dass ihr Aussehen wichtiger ist alles alles andere – kann es sein, dass es ihnen dann später wichtiger ist, schön zu sein anstatt klug, stark und unabhängig?

Was man stattdessen zu Mädchen sagen kann

Nennt meine Tochter nicht hübsch” schreibt Ellen Girod von Chez Mama Poule. Und ich finde, sie hat recht. Wer ein Mädchen sieht und in Versuchung gerät, ihr Aussehen oder Outfit zu loben, der sollte einen Moment innehalten und überlegen, ob er nicht auf andere Weise Smalltalk machen könnte. Lobt doch das Mädchen einfach für etwas, das sie gut kann, statt ihr zu sagen, wie niedlich sie ist:

  • Du kannst aber schnell rennen!
  • Du kannst aber schon gut klettern!
  • Du bist aber lustig!
  • Du bist aber fröhlich!
  • Das ist aber nett, dass Du Deine Kekse mit den anderen teilst.
  • Du kannst dich aber schon gut ausdrücken.

Fragt  sie nach

  • ihren Hobbys
  • Interessen
  • welchen Sport sie macht
  • Lieblingsbüchern
  • Lieblingsliedern
  • Lieblingsspielzeugen
  • nach ihrem Alter und ob sie in den Kindergarten geht.

Wer  unbedingt über das Outfit reden möchte, könnte sagen: “Ich mag die Farbe deines Kleides – was ist deine Lieblingsfarbe?” Und statt zu sagen, dass sie brav sind, sollte man Mädchen sagen, dass sie sehr geduldig oder gute Zuhörerinnen sind.  Es sind diese Kleinigkeiten, die Mädchen zu selbstbewussten Frauen werden lassen und dazu führen, dass sie als Frau nicht nur schön sondern auch stark, klug und unabhängig sein wollen.

Foto: Mamaclever

 

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Eva Dorothée Schmid

Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.

10 Antworten

  1. Michaela sagt:

    Ich hätte dazu so gerne einmal eine Studie oder ähnlich fundiertes. Gerate immer wieder in Konflikt mit meiner Schwiegermutter (Erzieherin), die meine Tochter mit Argusaugen beräugt und sagt, wie schön/hübsch sie ist, was für tolle Haare und wunderschöne Augen sie hat. Ich werde wirklich wahnsinnig. Wenn ich etwas sage, bin ich diejenige die ständig meckert und dann verweist sie auf ihre pädagogische Ausbildung.

  2. Knackxus sagt:

    Das kritisierte Verhalten ist reine Biologie und Instinkt.

    Mädchen und Frauen werden größtenteils nach ihrem Aussehen beurteilt.
    Männer und Jungs werden größtenteils nach ihrer Leistung beurteilt.
    Genau so erfolgt dann auch die Partnerwahl.
    Die Frau sucht sich den fähigsten Versorger und Verteidiger, den sie bekommen kann und der Mann versucht die möglichst hübscheste(n) Frau(en) zu bekommen.

    Ab der Pubertät nimmt der Drang nach gutem Aussehen extrem zu und das sogar auch bei mir als Junge damals.
    Selbst meine Schwester, die keinen Partner und keinen Geschlechtsverkehr möchte, verlässt das Haus nur top gestylt.

  3. LuluHSC sagt:

    Let’s go, girls! In gewisser Weise fühlt es sich für jedes Mädchen gut an, eine hübsche Frisur und stylische Outfits zu haben. Ich bin aber zum Beispiel im Fußballverein in einer Mädchenmannschaft. Ich trage seitdem nur noch kurze, sportliche Jacken, Hallenfußballschuhe und ich mache mir immer einen festen Zopf. Zählen tut schließlich, dass man sich selbst wohlfühlt und nicht, dass die anderen einen gut aussehend finden.

  4. Cornelia Simonsohn sagt:

    Sehr guter Beitrag! “Brave Mädchen kommen in den Himmel – böse Mädchen überall hin!” fällt mir noch ein, um die Mädchen eher etwas frecher / selbstbewusster / freier sein zu lassen. Brave Mädchen waren Jahrtausende lang Erziehungsziel: “Dienen lerne das Weib beizeiten nach seiner Bestimmung…..” (Goethe, Herrmann und Dorothea). Mein Vater (101) wollte, dass meine Schwester und ich (67) nur mittlere Reife machen und Krankenschwester werden “damit ihr eine gute Partie bei Männern seid und sie nachher, wenn sie alt und klapprig sind, pflegen könnt.” Unsere Lehrer mussten für uns kämpfen, damit wir Abitur machen konnten.

  5. SabZa sagt:

    Wenn das Aussehen, das einzige ist, was man an seinem Kind (egal welchen Geschlechts) ständig lobt, kennt dieses Kind vielleicht nur dieses Maß. Aber spätestens in Schule, Kindergarten und Co, werden auch andere Dinge gelobt. Und das nicht nur von der Mutter. Ich finde es Quatsch, dass man solche Gedanken wie in dem Beitrag ins Rollen bringt. Unsichere Mütter lesen das und loben fortan vielleicht gar nicht mehr? Zuspruch, egal in welcher Form, tut unseren Kindern gut. Wer das anders sieht, sollte sich selbst vielleicht Mal hinterfragen. Ich liebe meine Kinder für tausend Dinge, darunter natürlich auch aussehen. Aber wenn es doch super ist, was die kleine alleine ausgesucht und angezogen hat wertschätze ich eben automatisch die Leistung und das viel mehr als das Kleid.

    Und Jungs bekommen in meinem Umfeld die gleiche Anerkennung für Kleidung UND Leistung.

    • Nina sagt:

      Interessant, dass es dazu nur einen positiven Kommentar gibt. Ich begegne der Überlegung der Autorin nicht zum ersten Mal und finde sie zutreffend und gut geschilert. Es sind die kleinen Dinge, die sich häufen, die unsere Bilder davon formen, wie jemand zu sein hat. Wichtig deshalb, das auch das Beispiel mit dem brav sein Eingang gefunden hat.
      Ich selbst gebe mir alle Mühe, solche Stereotypen nicht weiter zu verbreiten. Aber nur weil man die Stereotypen schlecht findet, heisst das nicht, dass man keine hat. Zu denken, man habe keine bzw. äussere diese nicht, ist gefährlich. Man hört dann auf, sich selbst zu beobachten. Obwohl ich selbst in einem männerdominierten Beruf arbeite, brauche ich bei einem Computertest länger, “Astronautin” dem richtigen Geschlecht zuzuordnen als “Astronaut”, etc. Das heisst, mein schnell agierendes Unterbewusstsein ist von Vorurteilen belastet. Und das ist bei kleinen, intuitiven Komplimenten eben oft am Werk.

  6. Erzieher Andi sagt:

    Ich glaube ich verstehe deinen Gedanken, das die Mädels nicht nur auf ihr Aussehen reduziert werden sollen..
    Aber ich denke das mit dem essstörungen und magerwahn hat andere Ursachen…Der Mensch vergleicht sich..Und was die Gesellschaft und die Medien als “normale” Figur ansehen ( siehe Barbies und Co. )Ist nicht normal!
    Da müsste sich was ändern..Ich glaube du kannst ein Kind nicht oft genug loben und sagen wie schön, niedlich , toll, …es ist!
    Ich denke wenn wir das machen, erziehen wir selbstsichere Menschen, denen das loben nicht schwer fällt.

  7. Melanie sagt:

    Was für ein Müll🙈

  8. Interessanter Artikel, hab das so noch garnicht gesehen. LG Romy

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