Kind und Hund: Die wichtigsten Verhaltensregeln
Jedes Jahr gibt es in Deutschland mehr verletzte Kinder durch Unfälle mit Hunden als im Straßenverkehr. Vor allem Kinder unter sechs Jahren sind betroffen – ihr Verhalten ist für Hunde oft unberechenbar. Gerade Kinder, die nicht so oft Kontakt mit Hunden haben, wissen nicht, wie sie sich gegenüber einem Hund richtig verhalten. Mit ein paar einfachen Verhaltensregeln lassen sich die meisten Unfälle zwischen Hund und Kind aber vermeiden.
Jedes Jahr werden in Deutschland 30.000 bis 50.000 Menschen von Hunden gebissen – ein Viertel aller Bisswunden erleiden dabei Kinder unter sechs Jahren. Die Verletzungen betreffen wegen der Körpergröße und des Spielverhaltens der Kinder vor allem den Kopf. Hundebisse verursachen oft schwere Verletzungen, gebissene Kinder müssen im Schnitt fünf Tage im Krankenhaus behandelt werden. Zudem haben Hundebisse oft lebenslange traumatische Erinnerungen und entstellende Narben zur Folge.
Meistens passieren Unfälle mit Hunden und Kindern mit einem bekannten Hund (34 Prozent) oder sogar mit dem eigenen Hund (24 Prozent). Das Problem ist, dass Kinder für Hunde unberechenbar sind, da sie sich oft schneller und lauter bewegen als Erwachsene. Manche Tiere verstehen dieses Verhalten als Aufforderung zum Spielen. Bei anderen Tieren ruft ängstliches Verhalten des Kindes Neugierde oder Unsicherheit hervor. Gerade Kinder, die nicht so oft Kontakt mit Hunden haben, wissen nicht, wie sie sich gegenüber einem Hund richtig verhalten – und das wird ihnen anders als beispielsweise das richtige Verhalten im Straßenverkehr – auch selten vermittelt.
Ich selbst habe Angst vor Hunden, da mich als Kind mal ein Schäferhund angesprungen hat. Meine Angst überträgt sich natürlich auf meine Kinder. Deshalb war ich sehr froh, dass in der Kita meines Sohnes nun schon zum zweiten Mal ein Doggykids-Kurs angeboten wurde. Da lernen Kinder den richtigen Umgang mit Hunden. Seitdem geht mein Sohn viel unbefangener auf Hunde zu und hat weniger Angst. Und ich habe ein besseres Gefühl – und konnte einiges von ihm lernen, was den richtigen Umgang von Kindern mit Hunden betrifft.
Für die Eltern gab es auch eine Information und da die Kurse bisher nur in Hamburg und Berlin stattfinden und nicht jedes Kind Gelegenheit hat, in einem solchen Kurs das richtige Verhalten gegenüber Hunden zu lernen, möchte ich euch das Wichtigste daraus aufschreiben – damit ihr es an eure Kinder weitergeben könnt.
Wie Kinder Hunden begegnen sollten
Wenn im Park oder auf dem Gehweg ein Hund auf meinen Sohn zugerannt kommt, dann stellt er sich hin, guckt schräg nach unten auf den Boden und verschränkt die Arme. Alternativ können Kinder ihre Hände auch in die Jackentaschen stecken. Wichtig ist, still zu sein und ruhig weiterzugehen. Ich habe selbst beobachtet, wie große Hunde kurz an meinem Sohn schnupperten und dann weiterzogen. Er blieb bewundernswert ruhig dabei, während ich selbst wahrscheinlich in Panik verfallen wäre.
Auf keinen Fall dürfen Kinder an Hunden vorbeirennen oder vor ihnen wegrennen! Und auf keinen Fall dem Hund direkt in die Augen schauen – denn dann hat der Hund das Gefühl, dass man ihm droht und ihn herausfordern will. Das kann er als Aufforderung zum Kampf betrachten.
Kind trifft Hund auf dem Fahrrad/Laufrad/Roller
Hunde sehen Speichen nicht und laufen deshalb häufig vor das Fahrrad. Deshalb ist es wichtig, langsam an ihnen vorbeizufahren. Kinder auf Fahrzeugen sollten Abstand zum Hund halten und den Blick auf den Weg vor sich richten – dabei können sie sich am Wegesrand orientieren.
Besuch bei Hund und Besitzer
Ihr solltet euren Kindern einschärfen, dass sie grundsätzlich keinen Hund streicheln dürfen, ohne zuvor den Besitzer zu fragen. Wenn kein Besitzer im Raum ist, darf der Hund nicht gestreichelt werden. Kinder sollten nicht auf den Hund zustürmen oder ihn gar in seinem Hundekorb bedrängen, sondern den Hund zu sich rufen und locken. Der Hund kommt zum Kind, wenn er die Nähe auch möchte. Wenn er nicht kommt, dann hat das einen guten Grund.
Wenn der Hund zum Kind kommt, gilt das oben gesagte: Arme erstmal “brezeln” und still stehen. Der Hund nimmt als erster Kontakt auf. Kinder können ihn dann im Stehen von der Seite streicheln. Der Kopf und insbesondere die Ohren und die Nase sind für das Kind tabu. Gestreichelt werden darf ab dem Halsband bis zum Rückenende – ganz ruhig. Den Schwanz sollten Kinder ebenfalls nicht anfassen, er ist bei Hunden sehr empfindlich und sie mögen es nicht, wenn man sie dort anfasst.
Was auf dem Boden liegt, gehört dem Hund!
Deshalb dürfen Kinder nie Sachen aufheben, die vor dem Hund liegen. Auch nicht das, was ihnen eigentlich gehört. Und deshalb sollte ein Kind auch nie auf dem Boden liegen, wenn ein Hund da ist!
Richtig Ball spielen mit Hund
Es spricht nichts dagegen, wenn Kinder für den Hund einen Ball werfen. Der Hund wird ihn dann holen. Das Kind soll den Ball nicht vom Boden aufheben, das soll immer ein Erwachsener machen. Er hebt den Ball vom Boden auf und übergibt ihn an das Kind, das dann erneut werfen kann. Wenn Kinder mit Hunden Ball spilen, dann sollte ein Erwachsener immer direkt neben dem Kind stehen.
Wie Kinder richtig die Leine halten
Die Doggykids-Trainerin empfiehlt, dass Kinder eine Hundeleine wie eine Eistüte halten. Sie sollten nicht durch die Schlaufe greifen und sich die Leine auch nicht ums Handgelenk wickeln. Wenn der Hund nämlich losrennt, dann gleitet die Leine nur durch die Kinderhände und reißt das Kind nicht gleich um.
Wie man einem Hund richtig Fressen gibt
60 Prozent aller Unfälle mit bekannten Hunden passieren, wenn der Hund beim Fressen gestreichelt oder berührt wird oder wenn Kinder direkt neben dem Napf stehen und dem Hund beim Fressen zuschauen. Deshalb gilt beim Füttern: Das Kind stellt die Schüssel mit Hundefutter auf den Boden. Es “brezelt” seine Arme und geht weg. Der Hund kann dann in Ruhe fressen und das Kind sollte nur aus der Entfernung zuschauen. Jede Störung beim Fressen betrachtet der Hund als Angriff auf sein Recht auf Futter. Der volle Fressnapf darf deshalb nie vom Kind weggenommen werden und während der Hund frisst, sollte das Kind auch kein weiteres Futter reintun. Auch wenn ein Spielzeug in die Nähe des Napfes rollt, darf das Kind das nicht holen, solange der Hund frisst. Und wenn der Hund dem Kind Essen stibitzt, dann darf es nicht versuchen, ihm dieses wieder wegzunehmen.
Hund bellt das Kind an – was tun?
Das Bellen eines Hundes ist ein Schimpfen. Ein Hund bellt, weil er etwas bewacht, weil er frustriert ist, unterfordert oder isch gar bedroht fühlt. Wenn ein Hund bellt, dann ist dsa meist ernst gemeint. Am besten reagiert man, indem man still ist. Jegliche Ansprache wird vom Hund nämlich als Zurückschimpfen. Am besten das Kind verschränkt seine Arme, schaut auf den Boden und bleibt dabei stehen.
Der Hund hat das Kind geschnappt – was nun?
Wenn ein Hund versehentlich zuschnappt: Still halten und laut “Aua” rufen. Ein gut erzogener Hund wird dann loslassen. Wenn ein Hund zuschnappt, dann will er meist nicht beißen, sondern das Kind oder ein Teil von ihm festhalten. Vielleicht hat er Angst und hält die Hand fest, damit sie ihm nichts tut. Vielleicht will er verhindern, dass das Kind ihm davonläuft. Vielleicht hat das Kind ihn versehentlich geärgert und er will zeigen, dass er der Stärkere ist. Oder vielleicht will er einfach mit dem Kind spielen und weiß nicht, dass er ihm wehtut. Versucht euren Kindern einzuschärfen, dass sie sich nicht bewegen sollen, wenn ein Hund zugeschnappt hat und dass sie möglichst ruhig bleiben sollen. Wenn man versucht, sich zu befreien, dann wird man an den nach innen stehenden Zähnen hängen bleiben. Je fester man zieht, desto fester wird der Hund zubeißen. Etwas, was sich nicht bewegt, ist für Hunde dagegen uninteressant.
Fotos: Mamaclever
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Hallo
Guten Tag
Wunderschöner Blog-Post. Geben Sie Informationen für alle, vor allem Eltern, die Hunde haben, dies könnte ihnen und ihrem Kind helfen. Dank für das Teilen dieser Art der Informationen sehr nützlich. Ich hoffe, bald wieder mehr informative Blogeinträge von Ihnen zu lesen.
Mit freundlichen Grüßen
Onma