Kinder unter fünf Jahren sind besonders betroffen von Verbrühungen und Verbrennungen. Die meisten Unfälle passieren dabei im zweiten Lebensjahr, wenn das Kind laufen lernt und Gegenstände zu sich herunterziehen kann. Ganz häufig kommt es zu Verbrühungen durch heiße Getränke, sagt Stephanie Märzheuser, Kinderchirurgin an der Berliner Charité. Heiße Getränke wie Tee oder Kaffee sollten deshalb immer außer Reichweite von Kleinkindern stehen. Eine einzige Tasse kann bis zu 30 Prozent der Haut eines Kleinkindes verbrühen! Schon ab 45 Grad Celsius können Hautzellen beschädigt werden. Deshalb sollte in einer Wärmflasche für ein Kind auch maximal 40 Grad heißes Wasser drin sein, niemals kochendes! Auch wenn ein Kind auf eine heiße Herdplatte oder ans Bügeleisen langt, kommt es zu Verbrennungen.
Und auch Strom kann Verbrennungen verursachen. Stromverletzungen sind allerdings relativ selten geworden, weil heute viele Wohnungen einen so genannten FI-Schutzschalter haben. Dieser überwacht die Stärke der Ströme, die zum elektrischen Gerät und von ihm zurück fließen. Wenn ein Mensch ein ungenügend isoliertes Gerät berührt, dann fließt durch seinen Körper Strom zur Erde. Es gibt eine Differenz zwischen zu- und abfließendem Strom. In so einem Fall unterbricht der FI-Schutzschalter blitzschnell den Stromkreis – und der Mensch beziehungsweise das Kind wird vor einem Stromschlag bewahrt.
Ab wann ist eine Verbrennung gefährlich?
“Wenn mehr als 10 Prozent der Körperfläche betroffen sind, ist die Verletzung ernst”, sagt Stephanie Märzheuser. Nun ist es für Laien nicht ganz einfach, einzuschätzen, wie viel Prozent der Haut betroffen sind. Die Handinnenfläche (ohne Finger) des Kindes entspreche 1 Prozent seiner Körperfläche, erklärt die Ärztin. Zudem seien Verbrennungen im Gesicht, an der Hand und solche, die sich über Gelenke erstrecken, besonders ernst zu nehmen.
Verbrennungen zweiten Grades erkennt man an der Bildung geschlossener Blasen, stark geröteten Wundflächen und starken Schmerzen. Diese Verbrennungen heilen in der Regel gut ab. Schlimmer ist es, wenn das Kind sehr geringe oder gar keine Schmerzen hat, die Wunde hell bis weiß ist und die Blasen zerrissen oder aufgeplatzt sind.
Was tun bei Verbrühungen?
- Zuerst sollte man dem Kind die nassen Kleider vom Leib reißen.
- Danach sollte man die verbrühte oder verbrannte Stelle mindestens 20 Minuten lang unter fließendes, lauwarmes Wasser halten. “Ganz wichtig ist, dass das Wasser nicht kalt ist”, sagt Stefanie Märzheuser. Es sollte cirka 25 Grad warm sein. Bei kaltem Wasser bestünde zum einen die Gefahr, dass das Kind auskühle und wenn man kaltes Wasser verwende und dann aufhöre, werde die Durchblutung der Haut verstärkt und dadurch habe das Kind noch mehr Schmerzen.
- nach dem Duschen der Wunde sollte man einen sauberen, fusselfreien Verband anlegen oder wenn der nicht zur Verfügung steht, das Kind in saubere Tücher wickeln – das können auch frisch gewaschene Handtücher sein. Hauptsache es fusselt nichts – Fussel müssen sonst später vom Arzt aus der Wunde geholt werden und das ist sehr schmerzhaft.
- Brandblasen sollte man nicht aufstechen, sondern intakt lassen und einen Verband drüber machen.
- vor der Fahrt zum Arzt das Impfbuch einpacken – er überprüft, ob das Kind gegen Tetanus geimpft ist
- bei großflächigen Verbrühungen 112 wählen
Wie sollte man Verbrühungen NICHT behandeln?
- kein Eis oder Eiswasser drauftun
- kein Teebaumöl
- Stefanie Märzheuser rät auch von kühlenden Salben oder Brandsalben ab. Sie dürfen sowieso nie auf offene Stellen geschmiert werden und eingeschmierte Brandverletzungen können vom Arzt schlechter beurteilt werden
- keine Hausmittel wie Zahnpasta, Butter, Öl, Mehl oder Honig draufschmieren. Die helfen überhaupt nicht und führen im schlimmsten Fall dazu, dass sich die Wunde infiziert.
Foto: Mamaclever
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