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Die zehn häufigsten Oma-Sprüche – und was man darauf entgegnen kann

Man hört sie überall: Klagen über Mütter und Schwiegermütter, die es oft nicht lassen können, sich in die Erziehung ihrer Enkel einzumischen. Die Omas unserer Kinder geben gerne gut gemeinte Ratschläge zum Umgang mit dem Baby – doch gut gemeint ist noch lange nicht gut. Und trotzdem sind wir oft verunsichert von den Sprüchen der Großeltern.

Eigentlich meinen es die Omas ja nur gut und wir sind ja auch total froh, wenn sie uns unterstützen. Wie wir wollen sie das Beste für ihre Enkel und für uns. Aber sie haben vieles nun mal anders gelernt, als es heute empfohlen und praktiziert wird, und sind oft einfach nicht auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Deshalb muss man ihnen ein bisschen auf die Sprünge helfen. Hier findet ihr die nervigsten und häufigsten Oma-Sprüche samt einer Antwort, die ihr bei Bedarf ausdrucken könnt. Und hoffentlich ist dann Ende der Diskussion.

“Schreien lassen stärkt die Lungen.”
“Nimm sie nicht immer hoch, du verwöhnst sie nur.”
“Wenn du jedes Mal springst, wenn es weint, dann erzieht ihr euch einen kleinen Tyrannen!”

Die Angst, man könnte ein Baby verwöhnen und sich so einen Tyrannen heranziehen, ist typisch deutsch. Anderswo haben Eltern diese Sorge nicht. Das hat viel mit einem Elternratgeber von Johanna Haarer zu tun, der in Deutschland seit der Nazizeit bis in die 1980er-Jahre weit verbreitet war. Heute weiß man, dass Babys ihre Eltern noch gar nicht gezielt manipulieren können. Babys schreien nicht, um ihre Eltern zu tyrannisieren, sie haben schlicht keine andere Möglichkeit um auf ihre Bedürfnisse aufmerksam zu machen. Wer dann nicht reagiert, schwächt das Urvertrauen des Kindes in seine Bindungspersonen. Schreien lassen tut nicht den Lungen gut, sondern schadet dem Baby. Es schüttet viele Stresshormone aus, was auf Dauer schädlich ist und die Entwicklung beeinträchtigt.

Wenn die Eltern dagegen auf die Bedürfnisse ihres Babys schnell eingehen, dann entwickelt es sich sprachlich und intellektuell besser und weint später deutlich seltener – das haben Studien gezeigt. Und zu einem grundlegenden Bedürfnis gehört auch viel Körperkontakt – ohne den hätten Kinder zu Urzeiten keine Überlebenschance gehabt und das prägt sie bis heute.

“Das Kind braucht mal was Vernünftiges zu essen! Das wird doch nicht mehr satt von Deiner Milch.”
“Stillst Du etwa schon wieder?”

Liebe Oma, an der Brust ist noch kein Kind verhungert! Das Angebot richtet sich nach der Nachfrage und so lange die Mutter stillt, hat sie auch Milch. Dass Babys nur alle drei bis vier Stunden trinken sollen, ist heute wissenschaftlich widerlegt, sie sollen vielmehr nach Bedarf gestillt bzw. gefüttert werden. 8 bis 12 mal in 24 Stunden sind völlig normal, bei Wachstumsschüben darf’s sogar noch öfter sein.

In der Muttermilch ist alles, wirklich alles, was das Kind braucht und auch die Flaschenmilch ist heute so gut, dass der Säugling zusätzlich weder Karottensaft noch Wasser noch Tee benötigt. Die Empfehlung lautet: sechs Monate ausschließlich stillen, mit Beikost frühestens im fünften Lebensmonat anfangen. Früher kann der kleine Darm Lebensmittel nämlich noch gar nicht richtig verarbeiten.

Und sicher will keine Oma, dass ihr Enkelkind Allergien bekommt: Um das zu vermeiden, ist es am besten, wenn zusätzlich zur Beikost noch gestillt wird – die WHO empfiehlt das bis zum zweiten Geburtstag.

“Das Baby kriegt ja gar keine Luft im Tragetuch und außerdem einen krummen Rücken!”

Liebe Oma, du hast gelernt, dass es für die körperliche Entwicklung äußerst wichtig ist, dass Babys viel liegen und dass ihr Rücken schief wächst, wenn sie zu viel getragen werden. Kein Wunder, dass du es beängstigend findest, wenn dein Enkel den ganzen Tag im Tragetuch sitzt. Aber keine Sorge: Studien haben ergeben, dass das dem Rücken überhaupt nicht schadet. Statt dessen werden die Sinne des Babys angeregt und Fehlentwicklungen der Hüfte können so vermieden und sogar therapiert werden. Sauerstoff bekommen die Kleinen auch genug. Sagt eine Studie.

“Wenn er nicht langsam im eigenen Bett schläft, werdet ihr ihn nie aus eurem Bett bekommen.”
“Der friert bestimmt in dem dünnen Schlafsack und ohne Kissen hat er es ja gar nicht kuschelig.”

Keine Oma will ihren Enkel durch den plötzlichen Kindstod verlieren. Experten empfehlen, dass das Kind auf dem Rücken im Schlafsack ohne Decke und Kissen schlafen sollte. Das ist nicht so kuschelig, aber dafür sicherer. Außerdem wird empfohlen, dass das Baby im ersten Lebensjahr im eigenen Bett im Zimmer der Eltern schläft. Und das Familienbett, das sich wachsender Beliebtheit erfreut, ist im Ausland völlig normal und war auch in Deutschland bis zum Ende des 20. Jahrhunderts selbstverständlich. Mit Verwöhnen hat das gar nichts zu tun, siehe oben.

“In dem Alter wart ihr schon längst trocken.”

Ja, wir waren viel früher trocken als die Enkel ­- aber nur, weil wir ständig auf den Topf gesetzt wurden. Ist die Mutter mal ausgefallen, dann sah die Sache ganz anders aus. Und das ist auch kein Wunder: Trocken- und Sauberwerden ist ein Reifeprozess, den man nicht beschleunigen kann. Internationale Studien haben ergeben, dass  Kinder im Durchschnitt mit 30 Monaten trocken werden und diese Zahlen sind völlig unabhängig davon, ob die Eltern eine Sauberkeitserziehung durchgeführt haben oder nicht! Übrigens: Bis zu 20 Prozent aller 5-Jährigen brauchen zumindest zeitweise noch Windeln.

“Ist das Kind auch warm genug angezogen?”

Das Enkelkind hat immer eiskalte Hände oder Füße? Das heißt nicht, dass ihm kalt ist. Die Extremitäten können noch nicht aus eigener Kraft durchblutet werden und fühlen sich deswegen oft kalt an, obwohl die Körpertemperatur ansonsten völlig in Ordnung ist. Die Nackenprobe liefert ein zuverlässigeres Ergebnis: Wenn das Kind dort weder schwitzt noch kalte Haut hat, dann ist es genau richtig angezogen – auch wenn Oma bei dem Anblick fröstelt.

Foto: Pexels.com
Mit welchen Sprüchen von den Omas eurer Kinder müsst ihr euch herumschlagen? Hinterlasst gerne einen Kommentar.

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Kategorien: Allgemein Baby
Eva Dorothée Schmid: Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.
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