Meist stellt sich die Frage nach dem geeigneten Trinkgefäß ab dem sechsten Monat, wenn Beikost eingeführt wird. Dann benötigt das Baby neben der Muttermilch oder Säuglingsersatznahrung zusätzliche Flüssigkeit. Am besten geeignet sind Wasser oder ungesüßte Kräuter- und Früchtetees sowie in Maßen stark verdünnte Fruchtsaftschorlen.
Trinklernbecher sollen Babys den Übergang von der Brust beziehungsweise Milchflasche zum Trinken aus Glas, Becher oder Tasse erleichtern. Das Trinken aus einem offenen Gefäß ist für Babys erstmal eine ziemliche Herausforderung: Da ist die Hand-Auge-Koordination gefragt und dann muss der Becher so gehalten werden, dass nicht gleich das ganze Getränk im Gesicht oder auf der Kleidung landet. Zudem muss der Mund nicht wie beim Saugen zu einem “O” sondern zu einem “U” geformt werden.
Riesige Vielfalt an Trinklernhilfen
Der Markt der Trinklernhilfen ist groß. Allein bei Amazon bekommt man über 1.400 Treffer, wenn man nach Trinklernbechern* sucht. Und auch vor dem Drogeriemarktregal habe ich schon viel Zeit verbracht auf der Suche nach dem richtigen Trinklernbecher oder der richtigen Trinklernflasche. Bis ich das ideale Produkt gefunden habe, habe ich mehrere verschiedene Trinklernflaschen gekauft und dabei unnötigerweise viel Geld ausgegeben. Etliche Trinklernflaschen stehen jetzt ungenutzt im Schrank herum – weil sie undicht und damit nicht für unterwegs geeignet sind. Oder weil das Kind darauf nur herumkaute statt daraus zu trinken.
Heute bin ich schlauer, denn für das Testportal allesbeste.de habe ich kürzlich elf Trinklernbecher unter die Lupe genommen. Dazu stehen hier etliche weitere herum und ich weiß jetzt, worauf es ankommt. Bevor ich euch verrate, welche Trinklernhilfen am besten sind, möchte ich euch erstmal einen kleinen Überblick über die verschiedenen Produkte geben.
Trinklernflaschen versus Trinklernbecher
Es gibt zum einen Trinklernflaschen. Sie sehen wie normale Babyfläschchen aus, haben aber eine weiche, schnabelähnliche Trinktülle sowie Haltegriffe. Ihre Sauger sind im Prinzip ähnlich wie Flaschensauger. Für das Ziel, das Kind von der Brust bzw. Flasche zu entwöhnen, sind sie nicht wirklich hilfreich.
Angeboten werden auch Trinklernhilfen, die einer Tasse oder einem Becher ähneln. Diese Trinklernbecher gibt es mit weichen Schnäbeln und mit harten. Erstere sollen für Kinder ab sechs Monaten geeignet sein, letztere für Kinder ab einem Jahr. Manche haben Griffe, damit die Kleinen sie besser in die Hand nehmen können, andere verzichten darauf. Wieder andere haben einen ganz normalen Becherrand, sind aber mit einem patentierten Ventil versehen, damit beim Trinken nicht zu viel daneben geht. Und dann gibt es noch Trinklernhilfen wie den Doidy Cup* oder den Camo Cup*, die wie ein besonders geformte Becher daherkommen und bei gestillten Babys auch zur Zufütterung genutzt werden, wenn einer Saugverwirrung vorgebeugt werden soll.
Manch Hersteller wie beispielsweise Nuk hat ein ausgeklügeltes Trinklernhilfen-System auf dem Markt gebracht mit verschiedenen Modellen ab 6 Monaten, ab 8 Monaten, ab 12 Monaten und ab 18 Monaten. Damit wird suggeriert, dass man etliche verschiedene Modelle benötigt, bis das Kind aus einem normalen Becher, einer Tasse oder aus einem Glas trinken kann.
Problematische Folgen von Trinklernhilfen
Doch braucht man all diese Trinklernhilfen wirklich? Oder ist das in erster Linie ein gutes Geschäft für die Hersteller? Früher gab es solche Trinklernhilfen ja auch nicht und die Kinder haben dennoch gelernt, aus Tassen, Bechern und Gläsern zu trinken. Zahnärzte und Logopäden meinen: Nein! Sie empfehlen, beim Trinkenlernen auf Schnabeltasse & Co. zu verzichten, beziehungsweise sie allenfalls kurzfristig als Übergangslösung zu verwenden. Denn der exzessive Gebrauch von Trinklernhilfen kann problematische Folgen haben.
Das Problem mit vielen Trinklernhilfen ist, dass sie wenn das Kind ständig daran nuckelt zu Kieferfehlstellungen führen können. Und in Kombination mit zuckerhaltigen Getränken wie Saftschorlen, gesüßtem Tee oder Limonaden zum sogenannten Nuckel-Karies, wie Zahnärzte warnen. Die Gebrauchsanweisung aller Trinklernbecher weisen auf diese Gefahr auch hin.
Logopäden lehnen Trinklernhilfen wie Schnabeltassen ebenfalls ab. Sie sagen, dass mit Trinklernhilfen das natürliche, gegen den Gaumen gerichtete Schlucken nicht vollständig trainiert werden kann und zudem die Lippenmuskulatur nur unzureichend trainiert wird. Es könne zu einem fehlerhaften Schluckablauf, einem offenen Biss und später zu Lispeln kommen.
Der Mannheimer Kinderarzt und Öko-Test-Berater Dr. Falko Panzer halt Trinklernbecher lediglich für eine nette Spielerei: »Wenn man das Kind von vornherein an einen normalen Becher gewöhnt, funktioniert das Trinkenlernen hervorragend«, sagte er der Zeitschrift Öko-Test.
Dennoch sind Trinklernhilfen manchmal nützlich – vor allem für Eltern
Halten wir also fest: Kein Kind braucht einen Trinklernbecher, um das Trinken aus einem offenen Gefäß zu erlernen. Diese Hilfsmittel müssen wieder abgewöhnt werden und sie trainieren häufig weder das natürliche Trinken noch Schlucken. Der Name »Lernbecher« führt also eher in die Irre. Mit »Trinklernbechern« tut man seinem Kind nicht unbedingt etwas Gutes, sie verhindern eher eine normale Trinkentwicklung.
Allerdings ist es für die Eltern recht aufwändig, ihrem Kind zumindest im ersten Lebensjahr zum Trinken ausschließlich einen normalen Becher zu reichen. Wenn man das Trinken nicht minutiös begleitet, wird man ständig verschüttete Flüssigkeit aufwischen müssen. Bei Wasser ist das noch relativ problemlos. Man wird sein Kind aber auch mehrmals am Tag umziehen (oder fönen) müssen – was ganz schön nervig sein kann. Vor allem, wenn man unterwegs ist. Ich erinnere mich noch gut daran, dass wir auf einer Reise mal einen Friseur aufsuchten und darum baten, dass wir unseren Sohn trockenfönen dürfen. Er hatte nämlich den kompletten Inhalt einer Wasserflasche über sich geschüttet, es war recht kühl und wir hatten keine Wechselkleidung dabei.
Während der Mahlzeiten ist das Trinken aus einem normalen Becher noch ganz praktikabel. Aber Kinder sollten auch zwischendurch mal etwas trinken, denn das Forschungsinstitut für Kinderernährung (FKE) kam in einer Studie zu dem Ergebnis, dass Kinder zwischen zehn und 36 Monaten statt wie empfohlen 600 bis 700 Milliliter im Schnitt nur 400 Milliliter trinken. Der Flüssigkeitsmangel wirkt sich negativ auf die Gesundheit aus – und macht sich zum Beispiel durch Kopfschmerzen, Konzentrationsschwäche und Verstopfung bemerkbar.
Es ist also durchaus von Vorteil, wenn Kleinkinder jederzeit Zugriff auf ein Trinkgefäß haben, damit sie immer dann etwas trinken können, wenn sie Durst haben. Sie können das ja meist noch nicht äußern. Einen offenen Becher im Kinderzimmer würden allerdings die wenigsten Eltern einfach so herumstehen lassen. Es sei denn, das Zimmer ist gefliest… Das gleiche gilt für den Becher am Bett für den nächtlichen Durst. Dieser sollte auch auslaufsicher sein, damit nicht das ganze Bett nass wird.
Und es gibt Kinder, die tun sich mit dem Trinken aus dem Becher anfangs sehr schwer und nehmen deshalb zu wenig Flüssigkeit zu sich. Auch in diesem Fall kann ein Trinklernbecher nützlich sein. Wir haben beispielsweise die Erfahrung gemacht, dass es sehr stark vom Trinkgefäß abhängt, wie viel unsere Tochter trinkt.
Aus diesen Gründen machen Trinklernbecher durchaus Sinn. Am besten als Ergänzung für unterwegs oder nachts. Man sollte halt darauf achten, dass die Kinder auch mal aus normalen Gefäßen trinken – allerdings nicht aus Gläsern. Diese können zerbrechen, wenn die Kinder darauf beißen und es könnte passieren, dass die Kleinen eine Scherbe verschlucken. Uns ist das mal passiert, wie ihr hier nachlesen könnt, weshalb für unsere Kinder Gläser tabu sind. Man sollte die Trinklernbecher zudem nicht mit zuckerhaltigen Getränken füllen und das Kind nicht länger daran nuckeln lassen.
Was macht einen guten Trinklernbecher aus?
Das Trinkgefühl entspricht mit einem guten Trinklernbecher weitestgehend dem, wenn man aus einem normalen Becher trinkt. Er sollte vom Kind gut gehalten werden können und ideal wäre es, wenn er für unterwegs auslaufsicher ist und wenn sich die Sauerei in Grenzen hält, wenn er mal umfällt, herunterfällt oder vom Kind falsch herum gehalten oder geschüttelt wird. Wichtig finde ich auch, dass er gut sauber zu halten und gut zu reinigen ist. Trinklernbecher werden nämlich häufig von schmierigen Kinderhänden angefasst und kommen mit essensverschmierten Mündern in Berührung. Wenn man die Ventile nicht trocken und auseinandergebaut gelagert werden, dann drohen sie zu verkeimen und im schlimmsten Fall schimmelt alles. Natürlich sollte ein guter Trinklernbecher auch schadstofffrei sein. Ein Test von Öko-Test aus dem Jahr 2011 gibt diesbezüglich allerdings Entwarnung. Fast alle Produkte schnitten darin gut ab.
Meine Empfehlung: Der Munchkin Miracle und der Nuk Magic Cup
Von allen Trinklernbechern, die ich getestet habe, haben mich der Munchkin Miracle 360°* und der Nuk Magic Cup * am meisten überzeugt. Die beiden Trinklernbecher funktionieren nach dem gleichen Prinzip. Das Kind kann an jeder Stelle des Becherrandes trinken. Es reicht nicht, dass es dazu den Becher schräg hält. Es muss auch ein bisschen saugen, damit das Getränk herausfließt beziehungsweise mit der Lippe oder den Zähnen leicht auf das Silikonventil drücken. Insgesamt kommt das Trinkgefühl dem aus einem normalen Becher ziemlich nahe – ohne dass es eine Sauerei geben kann. Diese Trinklernbecher sind mit am zahn- und kieferfreundlichsten. Nur für kohlensäurehaltige Getränke und solche mit Fruchtfleisch sind beide Trinklernbecher nicht geeignet.
Wenn man diese Trinklernbecher auf den Kopf stellt, hinlegt oder seitlich hält, läuft keine Flüssigkeit heraus. Auch in der Handtasche waren beide Trinklernbecher bisher dicht. Allerdings haben sie leider keinen Deckel. Der böte ein noch besseres Gefühl, dass wirklich nichts auslaufen kann und würde das Silikonventil vor Schmutz schützen. Nur wenn man die Becher auf den Boden schmeißt, spritzt ein bisschen Flüssigkeit heraus – allerdings ist das nichts im Vergleich zu der Flut, die ein normaler Becher verursacht.
Die beiden Trinklernbecher bestehen jeweils aus drei Teilen und sind einfach zu reinigen. Was den Munchkin Miracle vom Nuk Magic Cup unterscheidet, sind lediglich die Griffe. Zudem gibt es den Munchkin Miracle in drei Größen mit und ohne Griffe, einfarbig oder mit bunten Drucken so dass ein Modell für jedes Kind passen dürfte. Dafür ist der Nuk Magic Cup made in Germany, während der Munchkin in China hergestellt wird. Der Munchkin ist geringfügig billiger als der Magic Cup, dafür bekommt ihn eher nicht in hiesigen Drogerieketten sondern muss ihn meist im Internet bestellen.
Falls das Kind mit dem System nicht gleich zurechtkommt, kann man ihm helfen, indem man selbst leicht auf das Ventil drückt, dann läuft etwas Flüssigkeit in den Mund des Babys. Beide Trinkbecher sind auch für Stillkinder geeignet, die keine Flasche akzeptieren.
Mit welchen Trinklernbechern habt ihr gute Erfahrungen gemacht? Oder findet ihr Trinklernhilfen total überflüssig? Hinterlasst doch einen Kommentar!
Fotos: Mamaclever
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