Wenn das Stillen schmerzhaft ist, dann liegt das fast immer daran, dass das Baby nicht richtig angelegt ist. Wie es richtig geht, könnt ihr hier nachlesen. Aber auch wenn die Stillberaterin keinen Fehler beim Anlegen findet, können die Brustwarzen gerade in den ersten Wochen wund werden und schmerzen. Also muss Linderung her, sonst wird das Stillen schnell zur Qual.
Stillposition wechseln kann helfen
Zunächst einmal könnt ihr versuchen, immer wieder die Stillposition zu wechseln, damit nicht stets die gleiche Stelle der Brust belastet wird und das Kind so anlegen, dass die Wunde genau in seinem Mundwinkel liegt. Dadurch wird die Belastung der wunden Stelle verringert. Dabei kann es durchaus zu ungewöhnlichen Stillpositionen kommen – meine Tochter habe ich beispielsweise eine Weile im Liegen mit dem Kopf nach unten und den Füßen nach oben angelegt, weil eine Brustwarze wund war und das Stillen so angenehmer war.
Es kann auch helfen, wenn ihr den Milchspendereflex auslöst, bevor das Kind zu saugen beginnt, durch Entspannung, Massage oder feuchte Wärme.
Kochsalzlösung oder Muttermilch auf die wunden Brustwarzen machen
Nach dem Waschen sollte man wunde Brustwarzen mit physiologischer Kochsalzlösung (0,9 %) reinigen, damit sich dort keine Krankheitserreger ansiedeln. Diese Kochsalzlösung habe ich bei meinem ersten Sohn im Krankenhaus bekommen. Es gibt sie außerdem sehr günstig in jeder Apotheke oder ihr stellt sie einfach selbst her. Dazu löst ihr einfach einen gestrichenen Teelöffel Kochsalz (4 Gramm) in einem halben Liter warmen Wasser vollständig auf.
Kühl und verschlossen aufbewahrt ist die Kochsalzlösung drei Tage lang haltbar. Zudem könnt ihr gereizte Brustwarzen nach jedem Stillen mit Muttermilch einreiben. Diese wirkt entzündungshemmend und kann verhindern, dass sich wunde Stellen infizieren.
Lanolin kann auf der Brust bleiben
Viele Mütter haben mit Wollwachs (Lanolin)-Salbe gute Erfahrungen gemacht. Diese Salbe gibt es von unterschiedlichen Herstellern, zum Beispiel von Lansinoh *, Medela
Vorsicht mit Heilwolle
Auch Heilwolle wird wegen ihres hohen Lanolingehalts oft empfohlen. Heilwolle ist naturbelassene und nur mit Wasser gewaschene Schafswolle. Man legt sie nach dem Stillen in den BH direkt auf die Brustwarze. Da die feinen Härchen allerdings mit der Wunde verkleben können, ist das weniger empfehlenswert, vor allem wenn die Brustwarze schon offen ist. Zudem kann sie zu Infektionen der wunden Brustwarzen beitragen, wenn sie zu lange verwendet wird.
Empfehlenswerte Kompressen und Pads gegen wunde Brustwarzen
Auch Multi-Mam-Kompressen werden von vielen Hebammen empfohlen und in vielen Geburtskliniken an die Mütter verteilt, die unter wunden Brustwarzen leiden. Ihr könnt sie vor dem Gebrauch in den Kühlschrank legen, was ihre wohltuende Wirkung noch verstärkt. Kaufen könnt ihr sie in Apotheken oder im Internet
Hydrogel-Pads wie die von Medela* wirken zwar stärker schmerzlindernd als Wollfett, aber bei unsachgemäßem Gebrauch können sie leicht zu Infektionen führen. Und wenn sie auf der Wunde festkleben, kann das Ablösen schmerzhaft sein. Deshalb solltet ihr damit vorsichtig sein.
Ein altes Hausmittel: Zinnhütchen gegen offene Brustwarzen
Man setzt das Zinnhütchen auf die Brustwarze, unter den BH. Allerdings muss man aufpassen, dass sie beim Stillen nicht auslaufen denn in ihnen sammelt sich die Muttermilch. Fragt doch einfach mal Eure Hebamme, ob sie Euch ein Zinnhütchen ausleihen kann – man kann diese problemlos desinfizieren und wieder verwenden. Falls sie keines hat, könnt ihr ein Zinnhütchen auch bei Amazon* bestellen. Es kostet 26,90 Euro, das Paar gibt es für 49,90 Euro
Silikonschalen oder Brust-Donuts
Wunde Brustwarzen sind oft sehr berührungsempfindlich und wenn die Stilleinlage oder der BH daran festkleben, reißen sie oft wieder auf. Deshalb kann es helfen, einen Brustwarzenschutz im BH zu tragen, der auch verhindert, dass die Brustwarze abknickt.
Angeboten werden Brustwarzen-Schalen aus Silikon beispielsweise von Medela
Laser-Therapie im Krankenhaus
Manche Kliniken, Hebammen und Stillberaterinnen bieten außerdem eine Soft-Laser-Therapie an. Sie soll die Schmerzen lindern, die Entzündung des Gewebes reduzieren und den Stoffwechsel anregen, was wiederum die Wundheilung stimuliert. Die Wirksamkeit der Laser-Therapie ist jedoch noch nicht ausreichend durch Studien belegt. Ein einzelner Bericht, der für eine Bewertung unzureichend ist, beschreibt den erfolgreichen Einsatz der Soft-Laser-Therapie bei 31 Patientinnen mit wunden Brustwarzen. Die Behandlung dauert pro Brust drei bis fünf Minuten und kostet für beide Brustwarzen zusammen rund 15 Euro. Das ist nicht all zu viel, so dass es vielleicht einen Versuch wert ist, wenn nichts anderes hilft.
Wenn nichts mehr hilft: Stillpause einlegen
Eine Stillpause kann bei sehr starken Schmerzen notwendig werden. Dann solltet ihr die Brust so häufig wie vorher gestillt wurde von Hand oder mit Hilfe einer Milchpumpe entleeren. Die Milch könnt ihr dem Baby dann in einem Becher (stillfreundlicher) oder in einer Flasche geben. Bei meinem Sohn musste ich immer wieder mal eine Brust für ein, zwei Tage abpumpen, damit die schmerzhaften Wunden verheilen konnten. Allzu lange am Stück sollte man das allerdings nicht machen, denn eine Pumpe regt die Milchbildung nicht so gut an wie ein saugendes Baby.
Wenn die Milch aufgrund der wunden Brustwarzen blutig ist, ist das übrigens kein Grund für eine Stillpause, das Blut in der Milch schadet dem Baby in keinster Weise.
Diese Methoden sind bei wunden Brustwarzen nicht empfehlenswert
Alkoholische Lösungen, Salben oder Cremes trocknen die Haut aus und können sie dadurch schädigen und noch anfälliger für Infektionen machen. Das gilt übrigens auch für homöopatische Tinkturen. Diese enthalten ebenfalls Alkohol!
Zudem hat eine Studie gezeigt, dass die Verwendung paraffinhaltiger Salben wie beispielsweise Vaseline dazu führt, dass das Kind beim Saugen viele mineralische Paraffine aufnimmt, entweder direkt von der Brustwarze oder indirekt über die Muttermilch. Solche Salben sind deshalb nicht empfehlenswert.
Auch Kompressen mit Teebeuteln sollte man besser nicht verwenden. Studien zeigten, dass Teebeutelkompressen im Vergleich zu Warmwasserkompressen schlechter oder nur gleich wirksam sind. Tee hinterlässt aber einen bitteren Geschmack auf der Brust, den manche Babys nicht mögen.
Brusthütchen solltet ihr auch nicht verwenden, denn sie beheben nicht die Ursache wunder Brustwarzen und haben oft negative Folgen. Das Kind bekommt beim Trinken mit Brusthütchen nicht so viel Milch aus der Brust und die Milchbildung wird oft nicht ausreichend angeregt, wenn man Stillhütchen verwendet.
Weiterführende Literatur: Die Leitlinie zur Therapie entzündlicher Brusterkrankungen in der Stillzeit
Foto: Mamaclever