Wieder schwanger: Wie man das erste Kind auf das Geschwisterchen vorbereiten kann
Wenn Erstgeborene Geschwister bekommen, dann ist das oft nicht so einfach für sie. Schließlich müssen sie plötzlich Mamas und Papas Aufmerksamkeit und Liebe teilen und stehen nicht mehr im Mittelpunkt. Eltern können aber schon vor der Geburt viel dafür tun, damit sich die Eifersucht nach der Geburt in Grenzen hält.
Ältere Kinder freuen sich meist, wenn sie endlich ein Geschwisterchen bekommen. Jüngere können oft noch nicht absehen, was das bedeutet und mit den Veränderungen nach der Geburt kommen viele erst mal nicht so gut klar. Um ihnen die Entthronung leichter zu machen, empfiehlt es sich, das erste Kind schon während der Schwangerschaft mit einzubeziehen. Zunächst muss man dem Kind aber erstmal sagen, dass es ein Geschwisterchen bekommt. Ein- und Zweijährige haben allerdings noch kein Zeitgefühl, deshalb genügt es, ihnen ein paar Wochen vor dem Entbindungstermin von dem neuen Baby zu erzählen. Älteren Kinder kann man natürlich schon früher etwas sagen, am besten so bald Mama mit ihrem Bauch nicht mehr alles machen kann. Dabei sollte man aufpassen, dass man das Leben mit Säugling nicht falsch darstellt. Beschreibt das Baby realistisch, sagt dem älteren Kind, dass das Baby noch nicht viel kann außer trinken, weinen und schlafen und erst später zum Spielgefährten wird. So vermeidet ihr große Enttäuschungen.
Du warst auch mal ein Baby!
Hilfreich ist es auch, wenn man beim Gespräch über das Baby Erinnerungen an die Schwangerschaft mit dem älteren Kind und seine Säuglingszeit hervorholt. Wenn das erstgeborene Kind mitbekommt, dass es auch süß war und von allen umsorgt wurde, dann kann es das neue Baby besser akzeptieren. Eine Babypuppe mit Zubehör, mit der das ältere Kind schon mal ein bisschen “üben” kann, ist sicher auch eine gute Idee. Es gibt sogar Puppentragen* – ein tolles Geschenk für ältere Schwestern, die dann sicher besser damit klarkommen, wenn Mama nach der Geburt das Baby die ganze Zeit vor dem Bauch trägt.
Eine tolle Idee für Kinder ab drei Jahren ist auch ein Geschwisterkurs, wie ihn viele Krankenhäuser oder Geburtshäuser veranstalten. Was dort passiert, könnt ihr in diesem Post nachlesen. Meist schauen sich die Großen dort auch neugeborene Babys an – die kann man seinem großen Kind auch im Freundes-, Bekannten- oder Verwandtenkreis zeigen, damit es schon mal eine Vorstellung bekommt, was es erwartet. Man kann das ältere Kind auch mal mit zur Ultraschall-Untersuchung nehmen, es beim Aufbau des Babybetts oder beim Einräumen der Babyausstattung helfen lassen und es in die Namenssuche mit einbeziehen. Vielleicht darf es auch einen Strampler für das neue Baby aussuchen – oder mal Mamas Bauch mit Fingerfarben anmalen.
Sinnvoll ist es auch, wenn sich der Papa bereits während der Schwangerschaft vermehrt um das ältere Kind kümmert, damit er einen intensiveren Kontakt zum Erstgeborenen aufbauen kann. Das entlastet nicht nur euch als Schwangere, das große Kind akzeptiert es dann auch eher, wenn es nach der Geburt beispielsweise von Papa statt von Mama in die Kita oder ins Bett gebracht wird.
Und zu den Vorbereitungen auf das neue Kind sollte auch gehören, dass man dem älteren möglichst keine zusätzlichen belastenden Situationen wie Eingewöhnung in die Kita, Schnullerentwöhnung oder Sauberkeitserziehung für die Zeit der Ankunft des neuen Geschwisterchens zumutet. Also im Zweifel die Kindergarteneingewöhnung vorziehen und den Schnuller rechtzeitig vorher entwöhnen.
Ganz wichtig ist es auch, das Kind darauf vorzubereiten, dass es vielleicht eines Morgens aufwacht und die Eltern nicht da sind, weil sie nachts ins Krankenhaus zur Geburt fahren mussten. Es sollte wissen, dass es nicht alleingelassen wird und wer dann da sein wird.
Bücher zum Thema Geschwister bekommen
Es gibt auch unzählige Bücher für verschiedene Altersstufen, die man zur Vorbereitung auf das Geschwisterchen vorlesen kann. Ich will euch im folgenden einige empfehlenswerte vorstellen.
Astrid Lindgren: Ich will auch Geschwister haben* ist ein Klassiker aus den 1970er-Jahren, der auch negative Gefühle gegenüber dem Baby thematisiert. Der kleine Peter wünscht sich ein Geschwisterchen, spürt dann aber bald die damit verbundene Veränderung. Am liebsten würde er seine kleine Schwester Lena gegen ein Dreirad umtauschen. Seine Mutter erklärt ihm liebevoll die Bedürfnisse kleiner und großer Kinder und sagt ihm immer wieder, dass Eltern alle ihre Kinder furchtbar lieb haben, egal ob sie klein oder groß sind. Peter findet dann schließlich seinen Platz als großer Bruder und am Ende wird noch ein drittes Kind in die Familie hineingeboren. Und Peter ist froh, dass er Lena doch nicht gegen ein Dreirad eingetauscht hat. Einziger Kritikpunkt könnte sein, dass der Vater in dem Buch ein bisschen zu kurz kommt, aber die Geschichte wurde halt vor über 40 Jahren geschrieben. Geeignet ist das liebevoll illlustrierte Vorlesebuch für Kinder zwischen drei und sieben Jahren. Es kostet 12 Euro.
Sabine Cuno: Wir sind jetzt vier!*erzählt die Geschichte des zwei- oder dreijährigen Moritz. Seine Mutter ist schwanger und kann nicht mehr mit ihm Fußball spielen. Moritz begleitet seine Eltern zur Frauenärztin, wo er das Baby auf dem Ultraschallgerät sieht. Eines Morgens wacht er auf und es ist nur seine Oma da, weil die Eltern zur Entbindung im Krankenhaus sind. Kurze Zeit später besucht er sein Schwesterchen im Krankenhaus und muss erkennen, dass es sich gar nicht für seine Geschenke interessiert. Und nach der Heimkehr wird Moritz damit konfrontiert, dass seine Mutter viel weniger Zeit für ihn hat als früher und er mit dem Baby noch gar nichts anfangen kann. Er ist ärgerlich auf seine Schwester, wird von seinen Eltern aber gut aufgefangen. Das Buch hilft Kindern ab 2 Jahren, das Ereignis der Geburt eines Geschwisterchens, das veränderte Verhalten ihrer Eltern und ihre eigenen Reaktionen und Gefühle besser zu verstehen. Es kostet 7,95 Euro.
Grethe Fagerström: Peter, Ida und Minimum. Familie Lindström bekommt ein Baby* wurde 1980 mit dem Deutschen Jugendbuchpreis ausgezeichnet. Es richtet sich an Kinder ab 6 Jahren und ist auch ein Aufklärungsbuch. Es ist in Comicform gezeichnet. Peter und Ida wird von ihrem Vater erklärt, warum Mama so zickig ist – weil sie schwanger ist. Und dann stellen die beiden all die Fragen, die Kinder so stellen, wenn sie ein Geschwisterchen bekommen. Die Eltern erklären dann, wie das mit Sexualität, Schwangerschaft und Geburt ist und das Buch zeigt auch das anstrengende Leben mit einem Säugling. Es kostet 12,95 Euro.
Wieso? Weshalb? Warum? junior: Unser Baby* ist ein Sachbuch für Kinder ab 2 Jahren, in dem genau erklärt wird, wie das Baby im Bauch wächst, wie es auf die Welt kommt, was es kann, braucht und mag und wie das so ist, wenn man Geschwister hat. Das Buch hat zahlreiche Klappen und erklärt die Thematik kindgerecht. Es kostet 9,99 Euro.
Ein Geschenk für den großen Bruder oder die große Schwester
Ein neugeborenes Geschwisterchen bedeutet für das Erstgeborene zunächst, dass die Eltern plötzlich sehr viel weniger Zeit haben. Erleichtern kann man das dem Kind durch ein Geschenk, das es anlässlich der Geburt bekommt. So wird das Geschwisterchen gleich mal mit einem freudigen Ereignis in Verbindung gebracht und das erste Gefühl, das das ältere Kind mit dem neuen Geschwisterchen verbindet, ist die Freude über ein Geschenk und eure besondere Aufmerksamkeit.
Das Geschenk besorgt ihr am besten schon vor der Geburt und packt es in die Kliniktasche, damit ihr es dann übergeben könnt, wenn die Geschwister das erste Mal aufeinander treffen. Natürlich sollte man den Kindern nicht erzählen, das Baby habe das Geschenk mitgebracht- wie soll das denn auch noch in Mamas Bauch gepasst haben? Und wie soll es das bitte besorgt haben, wenn es sonst nichts kann als schlafen, trinken und weinen? Besser ihr sagt, das sei ein Geschenk für Kinder, die großer Bruder bzw. große Schwester werden.
Fotos: Mamaclever
Da ist guter Rat, dem Kind zu erklären, was passieren würde, wenn die Eltern nachts ins Krankenhaus fahren müssen, sodass es in diesem Fall keine Angst hat. Eine Freundin möchte ein zweites Kind haben, aber sie ist nicht sicher, wie sie das erste vorbereiten kann. Diesen Beitrag ist deswegen sehr hilfreich. Ich werde ihn ihr schicken.
Das mit dem Geschwisterchen war bei uns am Anfang manchmal schwer. Wir haben unseren Sohn von Beginn an immer eingebunden. Ihm erzählt, erklärt und machen lassen. Er liebt seine Schwester auch sehr und passt immer auf. Trotzdem baut er manchmal Wut auf, die er dann aber ausschließlich an mir raus lässt 🙁 Wir haben auch versucht uns gut vorzubereiten aber es kommt doch immer individuell auf die Situation und die Kinder an. Mit seinen fast drei Jahren kommen dann immer noch die eigenen Phasen hinzu und dann sind Konflikte mit mir vorprogrammiert. Und trotzdem will ich nichts davon missen, weil es wunderbar ist, wie die zwei zusammen lachen und aufwachsen können 🙂
Alles Liebe Sina
Ich habe noch einen wichtigen Tipp, von dem ich glaube zu wissen, dass er SEHR hilfreich war. Ich habe 3 Kinder im Abstand von je 1,5 Jahren und sie liiiieben sich. Die “Großen” waren nie keine einziges Mal eifersüchtig! Neben den Dingen, die du auch aufgezählt hast (das habe ich auch alles gemacht, bloß, das mit dem Papa der sich kümmert ging einfach nicht. ICH war immer alleine zuständig für alles rund um die Kinder) also neben den genannten Dinge kam ein Tipp vom Kinderarzt, den wir befolgt haben. Ganz egal WO man das Baby bekommt. Wenn das Erstgeborene auf das Neugeborene trifft, sollte das Baby NICHT bei der Mama im Arm liegen. Dann ist die Mama nämlich sofort besetzt. Das Baby sollte im Bett, der Wiege, dem Arm einer Krankenschwester, der Hebamme oder sonst wo gemütlich liegen. Das Erstgeborene wird dann begrüßt und geherzt von der Mama und “findet” das Baby. Diese Begegnung ist etwas wunderbares. Das Erstaunen über das neue Leben ist groß. Wenn das Baby dann unruhig wird und weint, ist es kein Problem, wenn die Mama es dann nimmt. Man kann sogar das große GEschwisterchen fragen, was es meint, was man tun müsse. Meine beiden haben von sich aus gesagt, ich solle das Baby nehmen. Es würde ja weinen. Und somit war das Baby nicht das “böse” Baby, sondern das “arme” Baby. Die Mama ist dann die richtige Adresse und weiß was zu tun ist in den Augen der Kinder. Kann ich nur empfehlen. Funktioniert. Da braucht es nichtmal ein Geschenk dazu. Das Baby ist das Geschenk.
Beatrice, das ist ein wundervoller Tipp! So werden wir es machen!