Apps für Beckenbodentraining: Mit dem Smartphone fit werden nach Schwangerschaft und Geburt
Ich kenne kaum eine Mutter, die nach dem Rückbildungskurs – falls sie den überhaupt absolviert hat – noch regelmäßig Beckenbodentraining macht. Dabei ist es extrem wichtig, den Beckenboden nach der Geburt wieder fit zu machen und regelmäßig zu trainieren, sonst hat das – oft erst Jahre später – böse Folgen. Doch im Alltag mit Kind denkt man oft einfach nicht daran. Deshalb hat sich Mamaclever auf die Suche nach Apps gemacht, die einem dabei helfen könnten, an das Beckenbodentraining zu denken. Welche empfehlenswert sind und welche weniger, lest ihr hier.
Ich habe gerade den Rückbildungskurs hinter mir, der zwar nicht besonders viel Spaß gemacht hat, mir aber mal wieder eindrücklich klarmachte, wie wichtig das Beckenbodentraining für Mütter ist. Der Beckenboden ist die Muskelplatte, die das Becken nach unten hin abschließt, die die Scheide umschließt und den Organen Halt gibt. Während der Schwangerschaft muss diese Muskulatur Schwerstarbeit leisten und bei der Geburt wird der Beckenboden dann massiv gedehnt und manchmal auch verletzt.
Wenn man seinen Beckenboden nach einer Geburt – egal ob spontan oder per Kaiserschnitt – vernachlässigt, dann kann das Jahre später Inkontinenz und eine Gebärmuttersenkung zur Folge haben. Auch Rückenschmerzen können Folge eines schwachen Beckenbodens sein. Auch wer häufig Urin, Winde oder Stuhl verliert, muss dringend etwas für seinen Beckenboden tun. Aber auch kurzfristig hat das Beckenbodentraining Vorteile – eine gut trainierte Beckenbodenmuskulatur kann nämlich für mehr Spaß am Sex sorgen! Wenn das mal keine Motivation ist!
Ich denke zwar manchmal, wenn ich an einer roten Ampel stehe, daran, den Beckenboden ein paar Mal anzuspannen, aber von regelmäßigem Training bin ich weit entfernt. Ich denke einfach zu selten daran und wenn, dann weiß ich auch nicht so recht, welche Übungen ich machen könnte. Eine App, die einen regelmäßig an die Übungen erinnert und dazu anleitet, das wäre sicher praktisch, so meine Überlegung. Also habe ich mich umgeschaut, was zum Thema Beckenboden so angeboten wird. Beckenbodentraining wird nach seinem Erfinder, dem amerikanischen Arzt Arnold Kegel, übrigens auch Kegeltraining genannt.
Die Auswahl ist leider nicht sehr groß, aber ein paar Apps habe ich dann doch gefunden und für euch unter die Lupe genommen.
Die App “Kegel Trainer” – Beckenbodenübungen, gibt es für IOS- und für Android-Geräte. Sie ist kostenlos – deshalb bietet sich auch nur ein minimales Übungsprogramm. Die kostenlose Version beinhaltet zehn Sitzungen, die zwischen 30 Sekunden und knapp einer Minute dauern und alle für Anfänger geeignet sind. Die Übungen werden nicht groß erklärt, sie bestehen einfach darin, die Beckenbodenmuskulatur auf Kommando anzuspannen und wieder zu entspannen. Im Display erscheint dazu eine Grafik und zusätzlich je nach Einstellung auch ein Ton oder das Handy vibriert.
Damit man an die Übungen denkt, kann man sich zwei mal am Tag daran erinnern lassen. Wer mehrere Alarme möchte und weitere Schwierigkeitsgrade, der muss dies für je 1,99 Euro dazukaufen. Die App steigert schrittweise die Dauer der Übungen, so dass die Muskeln stärker werden.
Ich fand die App zu simpel und denke, sie ist auf Dauer auch zu langweilig. Dafür ist sie in der Basisversion kostenlos. Herunterladen könnt ihr sie für Android hier und für IOS hier.
Die App “Beckenboden Training” von biehlsoft gibt es für IOS-Geräte, sie kostet im App-Store von Apple 2,99 Euro. Leider nutzt sie die Vorteile, die eine App gegenüber einem Buch bringen könnte, überhaupt nicht aus. Es gibt zwar eine Anleitung, um den Beckenboden zu finden und die Übungen im Stand, im Sitzen, im Vierfüßlerstand, in der Bauch-, Seiten- und Rückenlage in drei Schwierigkeiten sind auch ganz gut beschrieben, allerdings muss man alles selber lesen und deshalb ständig auf das Display schauen. Es gibt weder Audios noch Videos und unter jeder Übung steht lediglich, wie oft man sie wiederholen soll. Und man muss auch noch runterscrollen, da der Beschreibungstext nicht aufs Display passt. Dazu braucht man keine App, da könnte man gleich in ein Buch mit Beckenbodenübungen schauen – zumal es nicht einmal eine Erinnerungsfunktion gibt, um sich an das Beckenbodentraining erinnern zu lassen. Einziger Pluspunkt: Die App enthält eine 39 Minuten lange Entspannung mit Musik und Anleitung. Fazit: Ist ihr Geld nicht wert.
Am besten hat mir das Beckenbodentraining von Gynzone gefallen, das es im Google Play Store für 3,36 Euro gibt, im App Store kostet die App 3,99 Euro. Sie hat alles, was man sich von einer Beckenbodentrainings-App wünscht. Man muss nichts selber lesen, sondern kann sich die Anleitungen anhören und parallel ansehen, die Sprecherin ist zwar nicht wirklich mit einer angenehmen Stimme gesegnet, aber sie versucht, die Übenden auch mal zu motivieren. Insgesamt enthält die App 18 Video-Tutorials und fünf Audio-Programm, die von einer Physiotherapeutin und einer Hebamme erarbeitet wurden. Sie dauern zwischen 3 und 5 Minuten – man braucht also nicht viel Zeit, um täglich zu trainieren. Es gibt neben einer ausführlichen Einführung leichte, mittlere und schwere Übungen und auch solche zum Anhören (ohne Video). Im Programm sind auch Rumpfbeugen. Die Übungen kann man alle herunterladen, um sie auch dann machen zu können, wenn man gerade offline ist. Zudem kann man sich an die Übungen erinnern lassen zu beliebig vielen Zeiten an beliebig vielen Wochentagen. Da bleibt kein Wunsch offen.
Fotos: v.o.n.u. Mamaclever, Olson Applications Ltd, Thomas Biehl, Gynzone