Hallo liebe clevere Mama,
du glaubst mir das vielleicht nicht, aber ich hätte nie, nie im Leben gedacht, dass ich je in meinem Leben einmal Stoffwindeln für mein eigenes Kind verwenden würde. (Und 99 Prozent meiner Verwandten und Bekannten übrigens auch nicht!)
Meine Gedanken zu diesem Thema waren folgende:
- Das ist doch nur was für Ökos!
- Ach, so viel Arbeit und die Sauerei mit dem Waschen und Auskochen!
- Und die dicken Babyhintern! Die Kinder können sich ja gar nicht richtig bewegen!
- Und hässlich ist das Zeug doch auch!
Bis dahin kannte ich auch nur die klassischen Baumwollwindeln/Bindewindeln mit Wollüberhose (mit denen ich mich immer noch nicht anfreunden kann) bei meinen Neffen und Nichte. Mein Großer (mittlerweile 5) ist ja auch wunderbar mit Wegwerfwindeln gediehen und war mit 2,5 Jahren trocken. Warum dann etwas ändern? Und doch: Bei unserem zweiten Sohn sind wir nach drei Monaten zu Stoffwindeln gewechselt.
Wie mein erster Kontakt mit Stoffwindeln aussah
Ich weiß nicht, warum der Gedanke gerade in diesem Moment in meinem Kopf auftauchte: Ich saß mit meinem Baby beim Kinderarzt und fragte mich plötzlich, ob es nicht auch irgendwelche Stoffwindeln zum Ausleihen gibt, um das ganze mal zu testen. Ich habe gegoogelt und einiges zum Thema Stoffwindeln gefunden. Aber so richtig überzeugt war ich dann doch nicht und habe die Idee verworfen: Zumal wir ja noch vier Wochen Zelturlaub geplant hatten. Das geht mit Stoffwindeln nun wirklich nicht.
Ich lachte über mich selbst, dass ich so eine „absurde“ Idee hatte. Und was für ein Zufall. Eine Woche später kam mit der Tante meines Mannes das Geschenk ins Haus, das den Stein ins Rollen brachte: Eine Close Pop-In V1 mit lustigem Affenmotiv.
Im Gegensatz zur Bindewindel mit Wollüberhose kann man diese und andere ähnlich bunte Windeln “eine moderne Stoffwindel” nennen:
- Außen gibt es eine wasserdichte, aber atmungsaktive Außenhaut, die aus Polyesterjersey besteht, der mit Polyurethane (PU) beschichtet ist.
- Innen liegt der saugende Stoff, der die Flüssigkeit in seinen Fasern speichert (Baumwolle, Hanf/Baumwolle, Viskose, Mikrofaser etc). Der Stoff kann angenäht (All-In-Ones), eingeschoben (Pocketwindel), eingelegt (Überhose), angeknöpft (Snap-In-One) oder um den Po gelegt sein (Faltwindeln, Höschenwindel), was vom verwendeten System abhängt. Falls du mehr wissen möchtest, kannst du dir Julias kostenloses E-Book durchlesen.
Diese Kombination ist sowohl bei Pipi, aber besonders bei Kacka sehr dicht. An den Beinchen und auch am Rücken liegen nämlich weiche, aber sehr effektive Bündchen, die alles gut im Inneren halten – deutlich besser als bei Wegwerfwindeln.
Geschlossen werden können diese modernen Windeln mit Klett oder Druckknöpfen. Klett hat den Vorteil, dass es ganz ähnlich wie bei Wegwerfwindeln ist. Druckknöpfe dagegen können vom Kind selbst nicht geöffnet werden und bleiben länger schön.
Unterwegs kannst du auch ohne Probleme Stoffwindeln verwenden. Das Windeln wechseln geht so schnell und einfach wie mit Wegwerfwindeln. Die nassen und dreckigen Stoffwindeln kannst du dann in einem Wetbag aufbewahren. Das ist ein wasserdichter, geruchsdichter Beutel, der immer und immer wieder gewaschen werden kann und total schick aussieht. Auch für Badeanzüge, Shampooflaschen oder Getränke ist er eine praktische – weil wasserdichte – Aufbewahrung.
Moderne Stoffwindeln wachsen mit
Wie viel du für einen stressfreien Stoffwindel-Stapel mit Zubehör ausgeben musst? Zum einen gibt es günstige (Überhose mit Einlage, Pocketwindeln) und teure Systeme (All-In-Ones, Höschenwindel mit Überhose), zum anderen gibt es günstige und teure Marken. Das ist also total unterschiedlich. Für einen neuen Stoffwindelstapel, der von Geburt bis zum Trockenwerden passt, plus Zubehör und Waschmittel kannst du zwischen 300 und 1000 Euro ausgeben. Für Wegwerfwindeln dagegen gibst du zwischen 1 und 2 Euro pro Tag aus (Premium- und Öko-Windeln kosten mehr), was sich innerhalb eines Jahres natürlich summiert (2 Euro x 365 = 730 Euro pro Lebensjahr).
Wie ich zu meinen Stoffwindeln kam
Zurück zur Tante. So, nun lag die erste moderne Stoffwindel meines Lebens in den Händen. Jetzt wollte ich es genauer wissen. Mein Forschersinn war geweckt und ich verbrachte nächtelang im Netz und wühlte mich durch Foren, Blogs, Shops. Viel schlauer war ich nicht, denn welche Windel ist denn nun für was gut/schlecht? Und womit kommen wir denn am besten zurecht? Schnell war klar, da brauchen wir Hilfe von der Windelberatung. Mein Mann war einverstanden (Hauptsache er bekommt irgendwann mal wieder den Laptop zu Gesicht). Ich machte eine Stoffwindelberatung und da war es um mich geschehen – ich brauche mehr Stoffwindeln!
Der Hausherr allerdings war erst skeptisch: Zuviel Blümchen, Tierchen, Mädchenkram für ihn. Dann kam die gDiaper auf den Tisch und ich musste über seinen überraschten Gesichtsausdruck lachen! Cool!
Auch der Windelwissen-Blog kann dir gut weiterhelfen, wenn du auf der Suche nach richtig guten, bequemen, weichen, süßen und besonders dichten Stoffwindeln bist.
Mittlerweile besitzen wir nun ein bisschen hiervon, ein wenig davon und diese und jene Stoffwindel. Gerne hätte ich noch ein paar Stoffwindeln mit niedlichen Jungsmotiven (ich schwärme für Piraten) und noch etwas Lustiges – nur schade, dass man die niedlichen Höschenwindeln nicht unter den Überhosen sieht. Die Stoffwindelsucht hat mich voll erwischt.
Ach und wie war das mit meinen Vorurteilen?
1) Stoffwindeln sind nicht nur etwas für Ökos
Vielleicht bin ich auch ein kleiner geworden. Es spricht ja auch nicht dagegen, die Welt etwas besser zu machen, oder?
- Den Trockner bewusst nicht zu nutzen, weil die Sonne scheint und sie so effektiv ist gegen Flecken. (Das funktioniert übrigens wirklich, auch bei vollgekackten Bodys. Das war mein absolutes Highlight.)
- Das Waschmittel selbst zu panschen, wenn man wie ich Spaß daran hat. (Die Seife reibt der Große. Tolles Teamwork.)
- Anstatt eine normale Pampers eine waschbare Pampers anzuziehen. (Moderne Stoffwindeln und Wegwerfwindeln sind sich so ähnlich.)
Und wie toll ist es eigentlich, nicht ständig Windelmüll fünf Stockwerke schleppen zu müssen!?
2) Das Waschen ist nicht besonders anstrengend
Überall ist das Waschen ein heißes Thema, bei uns noch nicht. Stoffwindeln waschen ist so einfach wie Handtücher waschen. Nichts mit Kochtöpfen und auskochen. Nach zwei bis drei Tagen schmeiße ich den Wetbag in die Maschine und danach kommt alles auf den Wäscheständer. Bisher ist alles fein und nichts müffelt.
3) Der Stoffwindel-Po ist mitteldünn
Klar, dass es nicht so dünn ist wie die Ultra-Pampers. Aber bisher stört es mich nicht. Bis mein Sohn hautenge Röhrenjeans tragen muss oder will, ist er hoffentlich trocken.
4) Mit Stoffwindeln kann sich das Kind gut bewegen
Mein Kleiner rollt und robbt sich mit seinen sechs Monaten quer durchs Wohnzimmer, von Bewegungseinschränkung keine Spur, auch wenn es der Mama manchmal recht wäre!
5) Stoffwindeln sind so süß
Stoffwindeln sind alles – nur nicht hässlich. ch liebe die blau gestreifte gDiaper, wie süß sieht er eigentlich damit aus?! (Hatte ich erwähnt, dass ich süchtig bin???)
Warum etwas an den gewohnten Wegwerfwindeln ändern?
Weil es sich lohnt – auch finanziell. Du kannst 500 bis 1000 Euro pro Kind sparen.
Weil es einfach ist. Die Stoffwindel ist so schnell wie eine Wegwerfwindel angelegt.
Weil es Spaß macht. Du wirst so viel Freude an den süßen Motiven haben.
Weil der Kleine keinen wunden Po hat und weil einem wieder einfällt, dass der Große zweieinhalb Jahre lang einen wunden Po hatte.
Wir sind sehr froh zu Stoffwindeln gewechselt zu sein.
Alles Liebe,
Anke
P.S: Achja, den Urlaub haben wir tatsächlich mit Wegwerfwindeln bestritten – wir waren vier Wochen in Schweden Zelten. Was für ein Alptraum! Ständig liefen die Windeln aus und das Kacka über. Hach, Stoffwindeln halten so schön dicht, auch bei flüssigem Muttermilchstuhl. Wir haben eine ganze Tube Zinksalbe gebraucht, um den Hintern vom Sohnemann wieder abheilen zu lassen. Auf was ich mich daheim gefreut hab, brauch ich glaube ich nicht zu schreiben.
Hier noch ein Video von Julia, das kurz erklärt, wie das mit Stoffwindeln funktioniert.
Fotos: Anke, Windelwissen.de