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Alkoholtrinken während der Stillzeit: Gelegentlicher Konsum ist okay

Dass man in der Schwangerschaft überhaupt keinen Alkohol trinken soll, ist unstrittig. Aber wie sieht das während der Stillzeit aus? Die kann ja weit länger als neun Monate dauern und viele Frauen würden gerne ab und zu wieder ein Gläschen Sekt oder Wein trinken und tun das auch. Mamaclever hat für Euch recherchiert, ob das okay ist oder dem Kind schaden kann.

Ungefähr die Hälfte aller stillenden Frauen trinkt zumindest ab und zu ein Gläschen Alkohol und früher war der regelmäßige Konsum alkoholischer Getränke wie Bier in der Stillzeit üblich, da dem Alkohol milchbildungsfördernde Eigenschaften nachgesagt wurden. Teilweise hat man alkoholische Getränke auch zur Entspannung verordnet, damit der Milchspendereflex leichter ausgelöst wird. Das ist heute überholt, inzwischen sind sich Wissenschaftler einig, dass Alkohol nicht zu einer Erhöhung der Milchmenge führt, sondern im Gegenteil selbst bei moderatem Genuss sogar kurzfristig zur Verringerung der Milchmenge führen kann. Zudem wurde festgestellt, dass Säuglinge weniger Milch trinken, wenn ihre Mutter Alkohol getrunken hat. Bevor sich das Stillen nicht eingependelt hat, sollte man also besser auf alkoholische Getränke verzichten.

Wie viel Alkohol gelangt zum Kind?

Wie viel Alkohol kommt durch das Stillen beim Kind an und welche Folgen kann das haben? Dazu muss man wissen, dass der Alkoholgehalt in der Muttermilch 30 bis 60 Minuten nachdem man das Getränk auf nüchternen Magen konsumiert hat, am höchsten ist. Wenn man zum Essen ein Glas Wein trinkt, dauert es länger, bis die höchste Konzentration in der Muttermilch erreicht ist: nämlich 60 bis 90 Minuten. Und dann gibt es noch Unterschiede, je nachdem was man trinkt: Alkohol aus Sekt oder Weizenbier wird wegen des Kohlendioxids schneller vom Körper aufgenommen und die Alkohol-Konzentration im Blut steigt schneller an als nach dem Konsum von Wein und normalem Bier.

Generell gilt, dass in der Muttermilch in etwa dieselbe Alkoholkonzentrationen zu erwarten ist, die im mütterlichen Blut gemessen wird. Allerdings kommt im Blut des Säuglings davon sehr viel weniger an: aus verschiedenen Untersuchungen wird die kindliche Alkoholdosis auf 0,3 Prozent bis 6 Prozent der mütterlichen Alkoholdosis geschätzt. Und mit dem Abfall des Blutalkoholspiegels der Mutter sinkt auch die Konzentration in der Milch. Wie schnell der Blutalkoholspiegel im Körper der Mutter sinkt, hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, unter anderem von Eurem Gewicht, davon, was und wie viel man gegessen hat und wie oft man generell Alkohol konsumiert.

Als sehr grobe Faustregel kann man davon ausgehen, dass es zwei Stunden dauert, bis der Alkohol aus einem Getränk mit 10 g Alkoholgehalt abgebaut ist.

Wird das Baby gestillt, bevor der Alkohol im Körper der Mutter komplett abgebaut ist, dann gelangen geringe Mengen Alkohol in den Körper des Kindes. Die Mengen sind aber wirklich sehr gering. Nur mal so zum Vergleich: Gibt man einem Neugeborenem Carminativum Hetterich, ein Mittel gegen Blähungen, das speziell für Säuglinge zugelassen ist und einen Alkoholgehalt von 34 Vol.-%  hat in der empfohlenen Dosierung, dann würde es damit mehr als viermal so viel reinen Alkohol aufnehmen, wie nach dem Stillen nach einem Glas Wein. Behandelt man ein dreimonatiges Baby  mit Carminativum Hetterich, wären es sogar fünfmal mehr.

Und auch Lebensmittel wie reife Bananen, Roggenbrot oder eine Apfelsaftschorle enthalten Alkohol. Wenn ein Kind eine reife, 100 Gramm schwere Banane isst, dann nimmt es damit 0,6 Gramm Alkohol auf – das entspricht über 800 Millilitern Muttermilch nach Weinkonsum der Mutter. Allerdings würde man einem Neugeborenen solche Lebensmittel nicht geben, anders sieht das  natürlich bei Kindern ab 6  Monaten aus, die bereits Beikost bekommen.

Folgen des Alkoholkonsums für Säuglinge

Welche Folgen hat der Alkoholkonsum für die Kinder? Klar ist, dass es bei Säuglingen dadurch zu einem veränderten Schlafverhalten kommen kann (kürzere Schlafphasen, leichterer Schlaf). Darüber hinaus lassen sich auf der Basis der vorhandenen wissenschaftlichen Daten keine zuverlässigen Aussagen darüber treffen, wie sich mütterlicher Alkoholkonsum in der Stillzeit kurz- und langfristig auf die kindliche Gesundheit und Entwicklung auswirkt, so das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Es empfiehlt deshalb, in der Stillzeit vollständig auf Alkohol zu verzichten oder Alkohol nur gelegentlich in geringen Mengen zu trinken.

Eine aktuelle Übersichtsarbeit von Haastrup,Potegaard und Damkier (2014) hat keine wissenschaftlichen Hinweise darauf gefunden, dass ein geringer und gelegentlicher Alkoholkonsum negative Effekte auf das Baby hätte. Aus ihrer Sicht ist die Empfehlung zur völligen Abstinenz während der Stillzeit nicht haltbar.

Auch die schwedische National Food Administration kommt nach Durchsicht des aktuellen Studienmaterials zu dem Schluss, dass moderater Alkoholkonsum dem Kind keinen Schaden zufügen würde. Moderater Genuss – darunter verstehen die Schweden ein bis zwei Gläser Wein pro Woche.

Und der Deutsche Hebammenverband ist der Meinung: “Muttermilch mit einer Restmenge Alkohol darin ist immer noch besser für Babys als Flaschennahrung”.

Regeln für den Alkoholkonsum in der Stillzeit

Wer also während der Stillzeit nicht völlig abstinent sein will, der kann guten Gewissens ab und zu mal ein Gläschen trinken. Folgende Punkte solltet ihr allerdings beachten, damit das Baby so wenig Alkohol wie möglich abbekommt:

  • Stillt euer Baby, bevor oder während ihr euer Glas Wein oder Sekt genießt. Oder wartet danach mindestens zwei Stunden, bis ihr es wieder anlegt.
  • Trinkt nicht auf nüchternen Magen, danach ist der Alkoholspiegel im Blut und damit auch in der Muttermilch höher, als wenn man etwas gegessen hat.
  • Pumpt eventuell vor dem Alkoholtrinken Milch ab, falls das Baby schneller wieder trinken will als geplant und insbesondere dann, wenn ihr mehr als ein Glas trinken wollt.

Der Wunsch, nach der Geburt wieder ab und zu Alkohol zu trinken, ist jedenfalls kein Grund, nicht zu stillen oder früher als empfohlen abzustillen.

Wer es noch genauer wissen will, der kann hier nachlesen:

http://www.bfr.bund.de/cm/350/alkohol-in-der-stillzeit-eine-risikobewertung-unter-beruecksichtigung-der-stillfoerderung.pdf

 

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Foto: Flickr/Joe Shlabotnik unter CC BY 2.0

Eva Dorothée Schmid: Ich bin Journalistin und Mutter eines Sohnes (geb. 2012) und einer Tochter (geb. 2015), wohne in Hamburg und versuche als Mamaclever, Eltern fundierte Antworten auf alle Fragen zu geben, die sich mit Baby, Klein- oder Kindergartenkind so stellen.
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