Babymassage: Die extra Portion Streicheleinheiten, die jedes Baby liebt
Indische Babys werden sofort nach der Geburt massiert, damit ihre Seele im Körper ankommt. Das Wissen um die Babymassage wird dort seit Jahrhunderten von Müttern an ihre Töchter weitergegeben und hilft auch Babys hierzulande zu entspannen. Mamaclever hat sich von Viola Gras, die auf ayurvedische Baby- und Kindermassage spezialisiert ist, die Vorzüge der Babymassage erläutern lassen und erklärt, worauf man dabei achten muss.
In vielen traditionellen Kulturen ist der körperliche Kontakt der Babys zu ihren Müttern wesentlich ausgeprägter als bei uns. Die Babymassage hat dort oft ihren festen Platz im Familienalltag. Besonders in Indien wird die Kunst der Massage als wichtiger Traditionsbestandteil von Generation zu Generation weitergegeben. In den 1970er-Jahren entdeckte der französische Frauenarzt und Geburtshelfer Frédéric Leboyer beinahe zufällig auf einer Reise durch Indien die Tradition der indischen Babymassage und brachte sie mit nach Europa, wo er ein Buch (Sanfte Hände: Die traditionelle Kunst der indischen Baby-Massage*) veröffentlichte.
In den USA trug Vimala Schneider zur Verbreitung der Babymassage bei, sie lernte die Technik ebenfalls in Indien kennen und begann 1976 mit ihren ersten Babymassagekursen in den USA. 1981 gründete sie die Internationale Gesellschaft für Babymassage (IAIM), die mittlerweile Niederlassungen in über 27 Ländern hat.
Auch Wissenschaftler interessierten sich ab Mitte der 1970er-Jahre für die Babymassage und ihre Wirkungen. Ausschlaggebend war hier insbesondere die Forschung von Dr. Ruth Rice an der University of Texas. Ihre 1977 durchgeführte Studie mit Frühgeborenen ergab, dass die regelmäßige Massage dieser Babys sich positiv auf deren Gewichtszunahme und neurologische Entwicklung auswirkte. Spätere Untersuchungen, wie die am Touch Research Institute in Miami durchgeführten Studien, bekräftigten die medizinischen Vorteile der Massage für Säuglinge bzw. Kinder. Dr. Tiffany Field vom Touch Research Institute ist sogar der Meinung, dass die Forschungsergebnisse zeigen, “dass Berührungen für Säuglinge und Kinder ebenso wichtig sind wie essen oder schlafen.“
Die Haut ist das größte Organ des Menschen. Tausende von Nervenenden verbindet sie mit allen Organen und Geweben des Körpers. Daher kann über die Haut das gesamte Körper-Geist-System des Menschen beruhigt und positiv beeinflusst werden. Die Babymassage soll die motorische Entwicklung des Babys fördern, Blähungen und Koliken vorbeugen, das Zahnen unterstützen und den Bewegungsapparat, die inneren Organe und die Abwehrkräfte des Babys stärken. Außerdem wird die Beziehung zwischen Mutter und Kind oder Vater und Kind gestärkt und die Massage kann das Baby beruhigen. Sie legt die Basis für ein gutes Körpergefühlt und eine gute Koordination der Bewegungen für das gesamte später Leben. Seit in den späten 1990ern die Stärkung der Eltern-Kind-Bindung immer weiter an Bedeutung gewann, erfreut sich auch die Babymassage stetig wachsender Beliebtheit.
Alle Babys mögen Berührungen
Viola Gras hat eine Ausbildung zur Kursleiterin für Ayurvedische Babymassage bei Yvonne Jansen-Schulze in Köln absolviert und bietet in Norddeutschland Baby- und Kindermassagekurse an. Sie hört immer wieder, dass Mütter sagen: “Mein Baby mag keine Massage, es schreit wenn ich es massiere.” Viola Gras ist aber überzeugt davon, dass es kein einziges Kind gibt, das keine Massage, keine Berührungen mag. Wenn das Baby während der Massage trotzdem anfängt zu weinen, dann liege das anfangs oft daran, dass die Mutter noch unsicher mit den Griffen und in der Berührung sei und sich das aufs Kind übertrage oder an der neuen, ungewohnten Situation für das Baby. Deshalb rät sie, nicht gleich aufzugeben. Günstig sei es, mit den Füßen und Beinen anzufangen und das Baby langsam an die Massage zu gewöhnen. “Bei den Füßen und Beinen haben Erwachsene die wenigsten Hemmungen”, sagt sie. Dabei könne man bei der Babymassage eigentlich nichts falsch machen, so Gras.
Nur beim Massieren des Bauches ist es wichtig, immer im Uhrzeigersinn zu massieren. Man sollte außerdem darauf achten, die Hände nicht einfach auf dem Kind abzulegen – das passiert, wenn man mit seinen Gedanken woanders, und nicht beim Kind ist. Stattdessen werden die Hände nur aufgelegt und die Griffe langsam, bewusst ausgeführt. Eine Hand soll stets Kontakt mit dem Kind haben.
Für die Babymassage wird am besten ein natürliches Öl verwendet, das zuvor angewärmt wird. Gut geeignet sind Mandel-, Oliven- oder Sesamöl. Da das Baby nackt ist, sollte der Raum 25 Grad warm sein, die Mutter legt sämtliche Ringe und Armbänder ab und setzt sich vor allem bequem hin, denn wenn sie sich nicht wohlfühlt, dann überträgt sich das aufs Baby. Wenn das Baby während der Massage weint, ist das kein Grund zur Sorge. Das liegt einfach daran, dass sich durch die Massage Spannungen lösen können. 15 bis 20 Minuten Massieren reicht meist und nur nach Impfungen, bei Fieber und kurz nach dem Essen sollte man darauf verzichten. Ansonsten gilt: Je länger man die Babymassage praktiziert, desto schöner wird sie. Und anfangen kann man damit, sobald man sich als Mutter nach der Geburt fit dazu fühlt.
Viola Gras bietet Ayurvedische Babymassage an. Ayurveda bedeutet “Das Wissen vom gesunden Leben”, die fünf Elemente Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde bilden eine wichtige Grundlage der indischen Heilkunde. Daher wird auch bei der Massage jeder Griff einem Element zugeordnet. Man kann den gesamten Körper des Babys massieren oder nur Gesicht, Bauch oder Füße. Wer sich mit dieser Art der Babymassage näher beschäftigen will, dem sei das Buch Ayurvedische Babymassage* von Yvonne Jansen-Schulze empfohlen.
Die Technik ist zweitrangig
Daneben gibt es beispielsweise noch die Schmetterlingsmassage nach Eva Reich oder die indische Babymassage nach Leboyer. Aber wahrscheinlich ist die Schule der Massage gar nicht so entscheidend und auch auf die Technik kommt es nicht so sehr an, sie unterscheidet sich von Massageschule zu Massageschule sowieso nur geringfügig. Wichtig ist eigentlich nur, dass man sich seinem Kind liebevoll widmet. “Es geht darum, sich mit ganzer Aufmerksamkeit dem Kind zu widmen und die Liebe zum Kind durch die Hände fließen zu lassen”, sagt Viola Gras. Massage sei ein Band, das uns über Jahre mit unseren Kindern verbinden kann, über alle Entwicklungsphasen hinweg. Und auch bei einem größeren Kind könne man noch damit beginnen.
Am besten lässt man sich die Griffe in einem Babymassage-Kurs beibringen. Nach einem Kurs suchen kann man auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Baby- und Kindermassage. Wer dazu keine Zeit hat oder keinen Kurs in seiner Nähe findet, der kann sich die Griffe auch mit Hilfe eines Buches* aneignen.
Foto: Flickr/Valentina Powers unter CC BY 2.0
Hallo!
Ich war bisher eine “stille” Leserin. 🙂
Gerne möchte ich an deiner Verlosung teilnehmen, daher hab ich deinen Beitrag über die Babymassage gerade bei FB geliked. Ich gehe mit meinem Sohn auch zu einem Babymassagekurs und wir beide genießen es sehr.
Viele Grüße