Die meisten Eltern, die mit ihrem Baby zum ersten Mal fliegen, buchen keinen eigenen Platz für das Kind. Kinder unter 2 Jahren haben keinen Anspruch auf einen eigenen Platz, kosten dafür in der Regel auch fast nichts. Im Flugzeug bekommt man dann von der Stewardess den so genannten Loop Belt ausgehändigt. Diesen Schlaufengurt befestigt man an seinem eigenen Gurt, setzt das Baby auf den Schoß und schließt den Loop Belt dann vor dem Kind. Der Loop Belt muss nach den geltenden Vorschriften immer dann benutzt werden, wenn die Anschnallzeichen leuchten, also zum Beispiel während des Starts und der Landung.
Wer sich allerdings vor der Reise im Internet erkundigt, der ist schnell verunsichert, denn er wird ziemlich schnell darauf stoßen, dass der Loop Belt von Experten als gefährlich eingestuft wird.
Warum der Schlaufengurt gefährlich ist
Auch Studien der australischen, US-amerikanischen und kanadischen Luftfahrtbehörden haben gezeigt, dass die Verwendung des Schlaufengurts bei einem unvorhergesehenen Ereignis für das Kind lebensgefährlich oder tödlich sein kann. Das Deutsche Luftfahrt Bundesamt warnte in einem Rundschreiben 2008 ebenfalls vor seiner Verwendung.
Absurderweise wurde der Loop Belt in Deutschland bereits 1998 verboten, eben weil er gefährlich ist. 2008 hat ihn die EU dann allerdings wieder zugelassen. International wird mit Verweis auf die weltweit unterschiedlichen Sicherheitsstandards, die Unfallwahrscheinlichkeit und die Wettbewerbsfähigkeit der Airlines noch keine Notwendigkeit gesehen, die Doppelbelegung von Sitzen durch einen Erwachsenen und ein Kind zu verbieten. Es fehlen bislang einheitliche, industrieweite Standards und darüber hinaus hat europäisches Recht Vorrang vor nationalem Recht. Laut Luftfahrt-Bundesamtes ist daher „bei Doppelbelegung die Verwendung des Schlaufengurtes als Rückhaltesystem … grundsätzlich vorgeschrieben“. Das heißt: Um den internationalen Luftverkehrs nach Europa und aus Europa aufrechterhalten zu können, ist der Schlaufengurt bei Doppelbelegung als alternatives Rückhaltesystem von der europäischen Luftfahrtbehörde akzeptiert – weil es derzeit außer geprüften Autokindersitzen, die die Eltern selbst mitbringen müssen, keine anderen sicheren Lösungen gibt.
In den USA ist der Loop Belt wegen seiner Gefährlichkeit verboten. Nicht verboten ist es dort allerdings, das Kind ungesichert auf dem Schoß zu halten. Im schlimmsten Fall kann man es bei einer Notlandung oder wenn das Flugzeug beim Landeanflug noch einmal durchstartet oder den Start abbrechen und dabei sehr stark bremsen muss, nicht festhalten und es fliegt durch die Kabine. Die Gefahr für das Kind hierbei dürfte nicht geringer sein als jene, die vom Loop Belt ausgeht.
Wer frühzeitig bucht und ein noch kleines Baby hat (abhängig von der Fluggesellschaft bis ca. 11kg und 70 cm) kann auf Langstreckenflügen ein so genanntes Baby Bassinet reservieren. Das ist eine Art Bettchen, das an der Mittelwand vor der ersten Sitzreihe verankert wird und demnach nur an Passagiere vergeben wird, die dort einen Sitzplatz haben. Darin kann das Kind – außer bei Start, Landung und Turbulenzen, liegen. Gesichert wird es dabei mit einem Netz oder Stück Stoff, das über das Bettchen gespannt wird. Das ist sehr viel bequemer für Eltern und Kind, als das Baby die ganze Zeit auf dem Schoß zu halten, wirklich sicher ist diese Form des Transportes allerdings nicht, zumal das Kind immer dann, wenn die Anschnallzeichen leuchten, mit dem Loop Belt auf den Schoß muss.
Sicherere Alternativen sind teuer
Wie oft Kinder durch die mangelhafte Sicherung im Flugzeug zu Schaden kommen, darüber gibt es keine Zahlen. Man findet auch keine Berichte darüber, dass Kinder unter 2 durch den Loop Belt gestorben oder schwer verletzt wurden. Die Forderung nach Kindersitzen in Flugzeugen stützt sich auf die Ergebnisse von Crashtests und Risikoanalysen. Viele Eltern beruhigen sich damit, dass ein Flugzeugabsturz sowieso nicht überlebbar ist, egal ob das Kind gut oder schlecht gesichert ist. Der TÜV Rheinland schreibt auf seiner Internetseite allerdings: “90 Prozent aller Flugzeugunglücke sind technisch überlebbar. Das ist zu einem großen Teil auch den modernen passiven Sicherheitselementen von Flugzeugen und deren Sitzen und Rückhaltesystemen zu verdanken. Verschiedene internationale Studien haben jedoch gezeigt, dass das für Kinder nicht gilt. Die Passagiergruppe Kinder haben ein erheblich geringeres Sicherheitsniveau als Erwachsene, da sie keinen eigenen Sitzplatz haben und nicht angemessen angeschnallt werden können. Notlandungen, die für Erwachsene glimpflich verlaufen, können für Kinder lebensgefährlich oder tödlich sein.”
Leichtes Gurtsystem für Kinder zwischen 10 und 20 Kilogramm
Wie viel Sicherheit nötig ist, muss jeder für sich entscheiden und nicht selten ist es auch eine Frage der finanziellen Möglichkeiten, ob man einen eigenen Platz fürs Kind bucht oder nicht. Das Flugzeug ist das sicherste Verkehrsmittel überhaupt und die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind durch den Loop Belt zu Schaden kommt, ist extrem niedrig. Und man sollte sich vielleicht auch mal vor Augen halten, dass auch eine Busfahrt für ein Baby lebensgefährlich oder tödlich sein kann. Wie viele Kinder sitzen in Bussen richtig angeschnallt in einer Babyschale oder einem Kindersitz? Stellt Euch einfach mal vor, ein Bus im öffentlichen Nahverkehr macht eine Vollbremsung, das Kind sitzt in seinem Buggy, ist eventuell dort nicht mal angeschnallt… Es gibt keine absolute Sicherheit in jeder Situation.
Fotos: Mamaclever
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