Nahrungsergänzungsmittel in der Schwangerschaft: Welche sind notwendig, welche schädlich?
Schwangere gehören zu den besten Kunden der Pharmaindustrie, die Unmengen von Vitaminen und Nahrungsergänzungsmitteln auf den Markt wirft. Allerdings ist vieles was da angeboten wird, unnütz oder sogar schädlich für das ungeborene Kind. Andere Supplemente wie Folsäure und Jod sind dagegen für die Entwicklung des Fötus unentbehrlich.
“Leider nehmen fast alle schwangeren Frauen mehr oder weniger wahllos Supplemente ein”, sagt Hans Hauner, Leiter des Lehrstuhls für Ernährungsmedizin der Technischen Universität München. Dabei herrscht unter Experten Einigkeit, dass nur zwei Nahrungsergänzungsmittel für alle Schwangeren unverzichtbar sind: Folsäure und Jod.
Folsäure ist gerade in der Frühschwangerschaft extrem wichtig. Nimmt die Schwangere zu wenig Folsäure auf, dann kann es zum so genannten Neuralrohrdefekt des Kindes kommen, der mit sehr schweren gesundheitlichen Beeinträchtigungen oder dem Tod des Kindes einher geht. Der Bedarf an Folsäure steigt in der Schwangerschaft um etwa 50 Prozent. Laut Nationaler Verzehrstudie II nehmen 86 Prozent aller Frauen auch wenn sie nicht schwanger sind zu wenig Folsäure durch die Nahrung auf. Und Folsäure wird bereits in der dritten bis vierten Woche nach der Befruchtung benötigt. Zu diesem Zeitpunkt wissen aber die meisten Frauen noch gar nicht, dass sie schwanger sind. Daher wird Frauen mit Kinderwunsch empfohlen, schon dann wenn sie aufhören zu verhüten sowie während des ersten Schwangerschaftsdrittels täglich 400 Mikrogramm (µg) Folsäure in Form von Tabletten einzunehmen und auf eine Ernährung zu achten, mit der man viel Folat aus der Nahrung aufnimmt. Gute Quellen für Folate sind: Grüne Gemüse (Salat, Kohlsorten, Spinat), Vollkornprodukte, Hülsenfrüchte und Obst. Frauen, die bereits mit einem Kind schwanger waren, das einen Neuralrohrdefekt hatte, sollten über den gleichen Zeitraum täglich 4 mg Folsäure einnehmen.
Ab dem zweite Drittel der Schwangerschaft, also ab Woche 13, braucht man kein Folsäure-Präparat mehr, obwohl es auch nicht schadet, wenn man es während der gesamten Schwangerschaft über nimmt.
100 Mikrogramm Jod pro Tag zusätzlich
Auch Jodmangel kann in der Schwangerschaft kritisch sein. Er erhöht das Risiko für Fehlgeburten und Fehlbildungen. Der Bedarf an Jod steigt in der Schwangerschaft um etwa 20 Prozent. Daher wird die zusätzliche tägliche Einnahme von 100 bis 150 µg Jodid während der Schwangerschaft empfohlen, um eine Gesamtaufnahme von 230 µg pro Tag zu erreichen, da auch in manchen Lebensmitteln wie jodiertem Speisesalz, Meeresfischen und Milchprodukten Jod enthalten ist. Bei Schilddrüsenerkrankungen ist vor der Einnahme von Jod-Tabletten eine Rücksprache mit dem behandelnden Arzt erforderlich.
Eisen nur nach Rücksprache mit dem Arzt nehmen
Der Eisenbedarf steigt in der Schwangerschaft ebenfalls, man sollte aber nur nach Bestimmung des Eisenspiegels und nach Rücksprache mit dem Arzt Eisenpräparate einnehmen. Das Bundesinstitut für Risikobewertung sieht in der unkontrollierten und langfristigen Aufnahme von zusätzlichem Eisen gesundheitliche Risiken und rät daher von der Verwendung in Nahrungsergänzungsmitteln ab. Ergibt die ärztliche Untersuchung tatsächlich zu niedrige Eisenspiegel, stehen entsprechend hoch dosierte Eisenpräparate zur Verfügung, die der Arzt verschreibt.
Gefährlich ist Vitamin A in hohen Dosen: Es kann zu Fehlbildungen des Kindes führen. Man sollte daher Vitamin- oder Fischöl-Präparate meiden, bei denen die tägliche Dosis Vitamin A (in Retinol-Form) höher als 3,300 Mikrogramm (µg) ist. Verwenden Sie daher nur solche Vitamin-Produkte, bei denen der Gehalt an Retinol explizit als Vitamin-A-Variante auf der Packung ausgewiesen ist.
Ökotest hat im Oktober 2010 Nahrungsergänzungsmittel für werdende Mütter getestet. Dabei schnitt lediglich Gyn Vital Gravida von Jenapharm mit sehr gut ab. Fembion von Merck und Folio von SteriPharm wurden mit gut bewertet.
Foto: Mamaclever
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